Ein Garten in Norddeutschland

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Hasel, Lambertsnuss, Baumhasel

Nach der letzten Eiszeit besiedelten als Pionierpflanzen Birken und Kiefern Mitteleuropa, ihnen folgte die Hasel (Corylus avellana) in den Tundren.

Sie bildete den ersten "Wald", erst später wurde der Haselstrauch von einem Eichenmischwald verdrängt.
Heute spielt die Hasel als Waldgehölz keine Rolle mehr, selten trifft man den Strauch noch in Wäldern an, obwohl er bis zu 100 Jahre alt werden kann und mit einem vielstämmigen Aufbau einen imponierenden, vor allen Dingen zur Blütezeit, Anblick bietet.
Schon im Jahr 1482 zählt der Bischof zu Speyer den Haselstrauch zum wertlosen "Unholz", aber auch weiterhin durfte der Strauch nicht einfach gefällt werden; das Holz sollte zu Latten und Zaunstäben verwendet werden und nicht als Feuerholz in den Herden der Bevölkerung landen.
Aufgrund des hohen Stockausschlagvermögens konnte der Strauch alle 2 bis 3 Jahre "beerntet" werden und brachte so manches Goldstück in die Kasse des Bischofs.
Die dünneren Äste wurden zu Spazierstöcken verarbeitet und die Ruten zu Korbbügeln und Fassreifen.
Haselholz soll sich sehr gut als Wünschelrute eignen.

Dem Haselstrauch wurden einige besondere Fähigkeiten zugeschrieben, u.a. vor Blitzeinschlag zu schützen und verschiedene Erd- und Wasserstrahlen abzuleiten, auch verschiedene "Zauber" sollte er bannen.
Haselzweige wurden als Grabbeigaben sowohl in heidnischen, als auch christlichen Gräbern gefunden.
Die Nomaden der Steinzeit hielten den Strauch in Ehren, da die Nüsse ein aufbewahrungsfähiges Lebensmittel war; im alten Rom legitimierten sich Abgesandte zu Verhandlungen mit Haselruten als Zeichen der friedlichen Absicht.
Mit den Johannistrieben der Hasel wurden Gerichtsstätten abgesteckt und der Richterstab war ebenfalls aus Haselholz, da man diesem Holz die Fähigkeit unterstellte, die Wahrheit zu offenbaren.
Aschenputtel wünschte sich einen Haselzweig für das Grab ihrer Mutter, was dieser Strauch dann alles vollbrachte, kennt jeder aus dem Grimm'schen Märchen.
Kein Wunder also, dass unsere Vorfahren den Haselstrauch mit sehr gemischten Gefühlen betrachteten, einerseits war der Strauch hochgeachtet, anderseits begegnete man ihm mit Misstrauen.

Odin soll Hillebrand mit Haselruten den Verstand geraubt haben, Skirnit mit den Zweigen der Hasel die Riesin Gerd dazu gebracht haben, Frey zu ehelichen.

Der geflügelte Stab des griechischen Gottes Hermes, Caduceus, soll aus Haselholz bestanden haben, ebenso der Lebensstab der griechischen Schicksalsgöttin Lachesis, die mit diesem die Lebensfäden jedes Menschen abmaß.

Aber auch der Stab Moses soll aus Haselholz gewesen sein, hat die Haselrute Moses gezeigt, wo in der Wüste Sinai Wasser für das verdurstende Volk der Israeliten zu finden war? In den Kalksteinfelsen der Halbinsel befinden sich Hohlräume, in denen sich Wasser sammelt.

Bis weit ins 17. Jahrhundert hinein hielt sich ein starker Aberglaube um die Haselruten.
So sagte man ihnen nach verborgene Schätze aufspüren zu können, deshalb durften die Ruten nur mit einem Feuerstein geschnitten werden und niemals mit Eisen in Berührung kommen.
Geschnitten wurde nur Fastnacht, am Dreikönigsfest und zu Johanni.

Schon in der "Lex ripuaria" (7./8.Jahrhundert) wurde der Haselzauber verboten, aber der Glauben an die Zauberkraft der Hasel hielt weiterhin an:
Abwesende Feinde konnten damit geschlagen werden, man musste nur ein getragenes Kleidungsstück der betreffenden Person nehmen und es mit der Haselrute schlagen, dann spürte der Betroffene die Hiebe.
Die Redewendung -jemanden mit Haselsaft erquicken- soll darauf basieren.
Kinder durften nicht mit Haselruten geschlagen werden, weil der Schlag der Rute angeblich Missbildungen hervorrief.

Hildegard von Bingen verteufelt den Haselstrauch als ...ein Sinnbild der Wollust, zu Heilzwecken taugt er kaum...
Trotzdem empfiehlt sie Haselnüsse, wie vor ihr schon Plinius, Dioskurides und Vergil, bei Erkältungen, Lungenentzündung und Impotenz.

In einigen Redewendungen wird auf die Sexualsymbolik des Haselstrauches Bezug genommen:
"in die Haseln gehen", bedeutet ein heimliches Rendezvous.
"viel Hasel, viel Kinder ohne Vater" oder "der ist aus der Haselstaude entsprungen"
Auch die Sitte einem "leichten" Mädchen in der Nacht zum 1. Mai einen Haselstrauch vor das Kammerfenster zu stellen, um sie dem allgemeinen Spott preiszugeben, war vor allem in Frankreich weit verbreitet, .
Haselnussöl wurde als Aphrodisiakum verwendet, und wenn jemand sich so gar nicht für das andere Geschlecht interessieren wollte, mischte man zu Pulver gebrannte Haselrinde in sein Essen.

Corylus avellana
die einheimische Hasel kommt bis 1600 m Höhe in Gebüschen, Hecken, Waldrändern und an Ufern vor. Sie wird 5 bis 7 m hoch, verträgt sowohl einen sonnigen wie auch schattigen Standort, ist in hohem Maße immun gegen Industrieabgase und Salze.
Mit ihrem weit verzweigten Wurzelsystem festigt sie lockeren Boden und wird daher auch zur Befestigung von aufgeschütteten Wällen genutzt.
Der Name Corylus leitet sich von
1. Deutung: corys = Maske ab, weil die Hochblätter die Frucht maskenartig umhüllen.
2. Deutung: karyon = kleine Nuss
avellana nach der kampanischen Stadt Avellana, die für ihre besonders aromatischen Haselnüsse bekannt war.
In der Reichsgüterverordnung nennt Karl der Große den Strauch noch Avellanarios

Der sommergrüne Strauch fällt zweimal im Jahr auf: Im Februar/März, wenn vor dem Laubaustrieb die gelben, hängenden Haselkätzchen den nahenden Frühling verkünden (Zeigerpflanze des phänologischen Kalenders).
Die Blüten sind einhäusig verteilt, die männlichen hängenden Kätzchen erscheinen schon im Sommer des Vorjahres, die weiblichen Blüten entdeckt man erst bei näherem Hinsehen: ein kleines knospenartiges Gebilde, ähnlich den Laubknospen, aus dem rote, fädige Narben hervortreten..
Die Befruchtung besorgt zu dieser noch recht kühlen Jahreszeit der Wind.




Die Früchte reifen von August bis Oktober aus.
Die einsamigen Nüsse sind umgeben von einer geschlitzten, becherförmigen Hülle, die aus 2 getrennten Lappen gebildet wird, die in etwa ebenso lang sind wie die Nuss.
Die Nuss ist stark ölhaltig.






Der größte Schädling ist der Haselnussbohrer (Curculio nucum),
ein bis 2 cm großer Rüsselkäfer, welcher die unreifen Früchte anbohrt um sein Ei dort abzulegen.
Die ca. 8 mm lange gelblichweiße Larve zerfrisst den Kern, die Nüsse fallen vorzeitig ab und weisen ein Bohrloch auf.
Die Bekämpfung des Schädlings sollte nur bei sehr starkem Befall und in Abstimmung mit dem Pflanzenschutzdienst erfolgen.

Corylus avellana "Contorta"
Diese Gartenform der Hasel, mit ihren korkenzieherartig gedrehten Zweigen, wächst langsam zu einem 2 m hohen, ziemlich breiten und dichten Strauch, mit teilweise krausen und eingerollten Blättern, heran.
Ein Blickfang ist die bizarre Form vor allem im Winter.



Corylus maxima
Als Fruchtstrauch hat die Lambertsnuss weitaus höhere Bedeutung als die einheimische Haselnuss.
Die Haselnüsse im Handel stammen überwiegend von dieser Art, Hauptanbaugebiet ist die Türkei.

Als Zierstrauch im Garten ist häufig die Sorte "Purpurea" anzutreffen, die während des ganzen Sommer tief schwarzrotes Laub hat, auch die männlichen Blütenkätzchen und die Fruchthüllen der Nüsse sind rot gefärbt.
Auch dieser Zierstrauch trägt reichlich Nüsse.






Corylus colurna
Nur selten trifft man die Baumhasel als Parkbaum an.
Das Hauptverbreitungsgebiet liegt in Südosteuropa und Westasien.
Im Gegensatz zum Haselstrauch und der Lambertsnuss wächst die Baumhasel recht langsam, einstämmig und kann eine Höhe von 20 m erreichen.
Die Baumhasel ist gegenüber dem Stadtklima sehr widerstandsfähig und erfreut sich zunehmend als Straßenbaum großer Beliebtheit.
Im Winter fallen besonders die bemoosten, knorrigen Zweige auf.
Seit einiger Zeit wird die Haselnuss (Corylus avellana) auf Baumhasel veredelt, um einem baumartigen Wuchs zu erreichen und die einheimische Haselnuss für kleine Gärten attraktiv zu machen.

© Christiane Frost 9.3.2016



im Garten

Corylus avellana

Corylus avellana
Contorta

Corylus maxima
Purpurea