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Die Gemeine Mistel, (Viscum album)
auch Mistel, Drudenfuss, Hexenbesen oder Donnerbesen genannt, zählt zu den Halbparasiten, mit Hilfe ihrer grünen Blätter betreibt die Mistel eine Photosynthese. Erforderliche Nährstoffe bezieht sie aber aus dem Leitungssystem ihrer Wirtspflanze. Die Mistel erscheint als immergrüner Strauch, da sie die vorjährigen Blätter erst abwirft, wenn die neuen Blätter ausgebildet sind. Die Mistel ist zweihäusig, es existieren männliche und weibliche Pflanzen. Nachweisen lassen sich Vorkommen von Misteln schon vor mehr als 1.8 Millionen Jahren
Der Name ist altgermanischen Ursprung und bezieht sich auf die Verbreitungsart – durch den Kot der Vögel.
In Europa kommen 3 verschiedene Mistelarten vor, die Laubholzmistel (am häufigsten), die Tannenmispel und die Kiefernmisteln, sie unterscheiden sich äußerlich kaum bzw. gar nicht, sind aber spezialisiert auf ihre Wirtspflanzen. Die Laubholzmistel wächst auf Apfelbäumen, Linden, Ahorn-Arten, Pappeln und Erlen, ein Befall auf Birken und bei Birnbäumen ist selten. Buchen werden gar nicht befallen.
Das Wachstum ist sehr langsam, bevor der Mistelbusch auffällt ist er mindestens 10 Jahre alt.
Die Schädigung der Bäume stritt nur bei sehr starken Befall auf, Ausnahme der Apfelbaum, dort stirbt der Ast über der Befallstelle ab, allerdings kann man die Apfelbäume „immunisieren“. Der erste keimende Same lässt noch einen ganzen Ast – von der Impfstelle bis zu Astspitze – absterben. Keimt im nächsten Jahr auf dem gegenüberliegenden Ast eine Mistel, stirbt dieser Ast nur noch zur Hälfte ab, ab sechs Keimversuchen soll ein Apfelbaum immun sein.
Die erbsengroßen, weißen Beeren im Herbst, werden gern von Vögeln gefressen, der Samen wird dann über den Kot der Vögel verbreitet. Nur wenn der Samen auf eine geeignete Wirtspflanze fällt, keimt er im Frühjahr. Mit einem sogenannten Senker versucht der Keimling die Leitungsbahnen der Wirtspflanze anzuzapfen und nur wenn das gelingt entsteht eine neue Mistel.
Die Druiden sahen Bäume in denen die Mistel wuchs, als Wohnsitz eines Gottes an. Im Rahmen eines Gottesdienstes, „im sechsten Monde“, wurden die Misteln mit einer goldenen Sichel geerntet. Sie durfte dabei nicht auf den Boden fallen und wurden deshalb mit weißen Tüchern aufgefangen.
Die Mistel war ein unverzichtbarer Bestandteil des „Zaubertranks“ der Druiden. Zum Schutz gegen böse Geister und Hexen wurden die Mistelzweige über den Haus- und Hofeingängen aufgehängt, ein Brauch, den auch Hieronymus Bock 1551 in seinem „Kreutherbuch“ anführt.
Die dreiteiligen Gabeln der Misteln wurden oft mit dem Kreuz Jesu Christi verglichen und als heiliges Holz mit übernatürlichen Heilkräften angesehen. Kindern wurde es als Amulett um den Hals gehängt.
Ein Arzneibuch aus dem 17. Jahrhundert vermerkt dazu: “welches ein eitele Fantasey“.
Der Name „Viscum“ ist gleichlautend mit dem, von den alten Römern aus den Beeren der Mistel hergestelltem, Vogelleim.
Ein geschenkter Mistelzweig bringt Glück ins Haus, für selbstgekaufte Mistelzweige soll das nicht gelten.
In der germanischen Sagenwelt ließ sich Frigga, nachdem ihr in einem Traum der Tod Baldurs angekündigt worden war, von allen belebten und unbelebten Dingen, das Versprechen geben Baldur nicht zu schaden, nur die Mistel vergaß sie, da diese ihr zu unscheinbar erschien um Baldur Schaden zuzufügen. Baldur, der Gott der Freude, war der beliebteste im Göttergeschlecht der Asen und so freuten sich alle Götter über seine Unverwundbarkeit. Loki, der Gott des Feuers, der zwar bei den Asen lebte und ihr Ratgeber war, aber ihnen nicht wohlgesonnen war, fertigte aus der Mistel einen Pfeil, den er dem blinden Gott Hödur gab und lenkte dann den Schuss auf Baldur, der von dem Pfeil tödlich verwundet wurde.
Die Götter baten Hel, die Göttin des Todes, Baldur wieder ins Leben zu schicken, sie aber stellte die Bedingung, dass alle Wesen um Baldur weinen sollten, bevor sie ihn ins Reich der Lebenden entlassen wollte. Durch eine List gelang es Loki, dass eine alte Frau nicht um Baldur weinen wollte, so musste er im Reich der Toten bleiben.
In der griechischen Sagenwelt wird "die goldene Zauberrute", die dem Aineias den Zugang zu der Unterwelt öffnet, gern mit der Mistel identifiziert.
Nach dem Fall Trojas flieht Aineias mit dem Rest seines Volkes und seinem alten Vater Anchises und seinem Sohn Askanios. Es beginnt eine Irrfahrt durch das östliche Mittelmeer. Bei der Abfahrt von Sizilien wird die Flotte von einem Sturm an die Küste Karthagos verschlagen und dort von der Königin Dido freundlich aufgenommen. Die Beiden verlieben sich ineinander, aber auf Befehl Jupiters (Zeus) muss Aineias seinen Weg nach Italien fortsetzen. Die verlassene Königin verflucht ihn, darin hat dann in der Mythologie die Feindschaft Karthagos mit Rom ihre Begründung.
Bei dem zweiten Aufenthalt der Trojaner auf Sizilien, hält Aineias nunmehr die Leichenfeierlichkeiten für seinen beim ersten Aufenthalt verstorbenen Vater. Die Frauen der Trojaner, der langen Irrfahrt müde, stecken die Schiffe in Brand, Jupiter löscht die Feuer durch einen Wolkenbruch und die Flotte bricht nach Italien auf.
Aineias lässt sich von der Sibylle (Sibyllen= gottbegeisterte Frauen, die Weissagen) von Cumae weissagen.
Sie gebietet ihm einen der Prosperpina (Persephone) heiligen goldenen Zweig zu brechen und führt ihn dann, durch die Unterwelt, ins Elysium. Dort zeigt ihm sein Vater die Seelen der Männer, die später Roms Führer sein werden, Caesar und Augustus, und verkündet die Weltherrschaft Roms.
Zurück im Reich der Lebenden befreundet sich Aineias mit dem König von Latium, Latinus, der ihm seine Tochter Lavinia zur Frau gibt.
Mit dieser Sage findet die Metamorphose des Trojaners Aineias zum Stammvater der Römer, Aeneas, statt.
| © Christiane Frost 4.3.2015
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