Das Veilchen
Das Veilchen war der griechischen Göttin Persephone als Totenblume geweiht, aber auch bei den Orgien des Dionysos-Kultes fehlte der Veilchenduft nicht.
Der, von Liebesqualen zu schönen Göttin Venus, geplagte Gott Vulkanus, rieb seinen Körper mit Veilchen ein und es gelang ihm so, von der durch den Duft verzauberten Venus einen Kuss zu erhaschen.
Josephine de Beauharnais trug ein mit Veilchen besticktes Brautkleid bei der Vermählung mit Napoleon Bonaparte.
Welche Inspirationen die Veilchen auslösen bzw. ausgelöst haben, kann man bei den großen Dichtern nachlesen und auch in beinah jedem Poesiealbum.
Veilchenduft ist ein schwer "fassbarer" Duft, auf Grund eines Ketons, das unsere Wahrnehmung von Duft sehr schnell kurzfristig unterbindet, meint man nach ein paar Atemzügen, dass das Veilchen seinen Duft verloren habe. Eine kurze Pause belehrt uns dann eines Besseren. Ein Zuviel an Veilchenduft ist daher unmöglich.
In der Heilkunde hat das Veilchen seit der Antike Bedeutung, schon Hippokrates verwandte es in seinen Rezepturen gegen Kopfschmerzen, Sehstörungen und Melancholie. Dioskorides schrieb dem Veilchen eine kühlende Kraft zu, Hildegard von Bingen verwandte Veilchensaft für Augenkrankheiten, Hieronymus Bock empfahl Blüten und Blätter bei allen fiebrigen Erkrankungen.
Johannes Lonicerus empfiehlt es für Podagra = Zipperlein.
Lonicerus (1527 – 1577) schrieb ein Kräuterbuch. Nach ihm wurde die Gattung Lonicera = Heckenkirsche, Geißblatt benannt.
Der Hofarzt Kaiser Maximilian I, Petrus Andreas Matthiolus verordnete das Veilchen gegen Husten, Augenentzündungen und Einschlafstörungen. Matthiolus aus Siena (1501 – 1577) schrieb ebenfalls ein Kräuterbuch, nach ihm wurden die Levkojen = Matthiola benannt.
Tabernaemontanus, genannt Jacobus Theodorus (1522-1590) beschrieb das Veilchen "als von zurücktreibender, abschwellender Natur" in seinem bekannten Kräuterbuch.
Lobelius schreibt, der Samen des Veilchens treibe den Harn und zerbreche Blasensteine. Matthias de L’Obel (Lobelius 1538-1616) stammte aus Flandern und verfasste als Erster ein botanisches Werk mit heute noch gültigen Pflanzengruppen. Er erkannte das Monokotyledonen = einkeimblättrige Pflanzen eine eigene Gruppe sind und wies damit auf die Bedeutung von natürlichen Verwandtschaften hin, nach ihm benannt die Lobelien.
So setzt sich die Reihe der "Kräuterheilkundigen" fort bis zu Messegue, alle empfehlen das Veilchen als beinah universelle Heilpflanze.
Veilchen enthalten Saponine, ätherisches Öl, Bitterstoffe, Flavonoide und Schleimstoffe.
Die Hauptblütezeit der Veilchen ist das Frühjahr und der späte Herbst, in der Zeit dazwischen kann man aber auch vereinzelte Veilchenblüten finden.
Es ist etwas Ungewöhnliches an den Blüten der Veilchen, zunächst erst einmal brauchen sie keine Insekten zur Bestäubung um Samen zu produzieren. Veilchen bilden kleistogame Knospen (Kleistogamie = Selbstbestäubung geschlossener Blüten), die sich nach der eigentlichen Blüte bilden. Diese kleistogamen Knospen sind grün und fallen kaum auf. Die Samen sind mit einem zuckerhaltigen Anhängsel (= Elaiosom) versehen, welches gern von Ameisen gefressen wird, das Samenkorn bleibt dann wieder irgendwo liegen.
Die uns ins Auge fallenden Blüten werden nur bei niedrigen Temperaturen gebildet, ab 8 Grad fällt die Blütenbildung aus.
Das Hainveilchen,
Viola riviniana, ist 2002 die "Blume des Jahres”.
Es wächst vorwiegend im Unterholz von Hecken und Waldrändern, hier in Norddeutschland wächst es vorwiegend in Wallhecken, die früher dem Windschutz dienten und regelmäßig geschnitten wurden. Heute sind sie aber beinahe überall gerodet oder werden nicht mehr geschnitten, so hat sich der Lebensraum des Hainveilchens stark eingeschränkt.
Dieses Veilchen wird ca. 15 cm hoch und hat blauviolette, duftlose Blüten. Es kommt in ganz Europa einschließlich Island, Nordafrika und Madeira vor. Die herzförmigen Blätter stehen auf relativ starken Stielen, die Pflanze bildet Ausläufer und bildet dadurch dichte Bestände.
Die Zuchtform "Purpurea" hat rötlichviolette Blüten und violett überhauchte Blätter.
Für die Gattung Viola sind die zweiseitig symmetrischen Blüten aus fünf sich überlappenden Kronblättern charakteristisch, die Farbpalette reicht von blau bis violett, gelblich bis rosa, in Züchtungen auch noch andere Varietäten. Es gibt sehr, sehr viele Arten und Unterarten bei den Veilchen.
Alle Veilchen gedeihen im Halbschatten bis Schatten in humusreicher Erde. An warmen Tage sollte man sie leicht überbrausen, sie mögen eine hohe Luftfeuchtigkeit, auch Düngergaben mit Kompost oder Hornspäne belohnen sie mit reichlichen Blüten.
Viola odorata, das Duftveilchen, erreicht eine Höhe von bis zu 15 cm, es hat einen sehr intensiven Duft und samtig wirkende violette Blüten.
Die Laubblätter sind beinahe völlig rund, die Pflanze treibt oberirdische Ausläufer.
"Red Charme" – purpur
"Albaflora" – weiß
"Sulphurea” – gelborange
"Königin Charlotte” – hellviolett
"Plena” - gefüllt, blauviolett (evtl. eine Kreuzung mit dem
Parmaveilchen)
"Wismar" – zartviolett-weißgesprenkelt
Viola suavis, das Parmaveilchen, hat wohl den besten Duft (sehr süßlich). Der Wuchs ist locker und zart, die Laubblätter sind heller als bei den anderen Arten. Sie sind bei uns nicht winterhart, eignen sich aber zur Unterpflanzung von Kübelpflanzen z. B. Fuchsienhochstämmchen.
Viola canina, das Hundsveilchen, mit herzförmigen Blättern, leuchtendblauen oder violetten Blüten mit einem gelblichgrünen manchmal auch weißem Sporn, ist in Staudengärtnereien kaum aufzutreiben.
Viola sororia, syn. Viola papilionacea, das Pfingstveilchen, sät sich reichlich aus, es wird ca. 15 cm hoch, hat einen stark verzweigten Wurzelstock, langgestielte, gezähnte Blätter, die Blüten haben nur einen sehr kurzen Sporn und einen Duft.
"Albiflora" –weiß
"Freckles" – weißblau gefleckt
"Gabriela" – violett
Viola labradorica, das Labradorveilchen, hat besonders schöne Blätter, dunkelgrün und purpurviolett überhaucht. Die Blüten sind porzellanblau, ohne Duft.
Viola cornuta, das Hornveilchen, wird 10 bis 25 cm hoch, hat einen kriechenden Wurzelstock und längliche eiförmige Blätter. Es blüht von Juni bis August. Es gibt sehr viele Farben und Farbkombinationen.
Gartenstiefmütterchen,
Viola-Wittrockiana-Hybriden
Die Urform der Gartenstiefmütterchen gilt als Unkraut, das Ackerstiefmütterchen (Viola tricolor), eine 10-25 cm hohe, ein- bis mehrjährige Pflanze, die man auf Feldern und Wiesen findet.
Die Blüten sind mit den fünf Kronblättern so gestaltet, dass zwei Blätter nach oben aufragen, zwei zur Seite und eins – das größte – zungenförmig nach unten zeigt. In Verbindung mit der unterschiedlichen Färbung der Blütenblätter hat die Blüte Ähnlichkeit mit einem Gesicht, daher auch die Namen "Schöngesicht" und "Mädchenauge" im Volksmund.
Sowohl die hauptsächlich gelbblühenden Pflanzen des Ackerstiefmütterchen (Viola arvensis) als auch das violettblühende echte Stiefmütterchen (Viola tricolor), liefern einen Heiltee gegen Gicht und Rheuma, dazu werden die Pflanzen blühend geerntet.
Aus Kreuzungen des wilden Stiefmütterchens mit anderen Arten der Gattung Viola sind die Gartenstiefmütterchen entstanden, die heutigen Viola - Wittrockiana - Hybriden. Neben V. tricolor und V. arvensis gelten auch die Stauden V. altaica und V. lutea als Eltern der Hybriden.
Die Züchtungen gehen hin bis zu handtellergroßen Blüten in beinah allen Farben.
Stiefmütterchen brauchen einen sonnigen Platz im Garten, im Schatten geilen sie aus. Der Boden sollte humos sein.
Mitte Juli kann man Stiefmütterchen im Freiland aussäen, die Keimdauer beträgt ca. 20 Tage. Der Samen muss ganz dünn verteilt werden, nach etwa 4 Wochen muss verpflanzt werden um kräftige Pflanzen zu erhalten.
Ungefähr 10 Wochen nach der Aussaat kann man mit den ersten Blüten für den Herbst rechnen, die Pflanzen blühen dann im Frühling noch einmal.