In Südeuropa und auf den Steppen im westlichen Asien wachsen zahlreiche wilde Tulpen. Vor mehr als 600 Jahren brachte man solche Pflanzen in die Türkei, wo sie in den Gärtnern kultiviert wurden.
Wahrscheinlich aber waren die Wildtulpen den Persern als Kulturpflanze bereits um das Jahr 1000 bekannt. Diese Annahme wird belegt durch Fayencen, Zeichnungen und Literatur. Es gilt als sicher, dass Tulpen in Griechenland und Italien bereits vor dem 16. Jahrhundert bekannt waren, 1549 schon wird von gelben Tulpen in Italien berichtet.
1555 kamen die ersten Tulpenzwiebeln aus dem Palast Suleimans des Prächtigen durch den flämischen Edelmann Ogier Ghislain de Busbecq, der von Ferdinand von Habsburg, als Leiter der Delegation zur Aushandlung eines Waffenstillstandsvertrages nach Istanbul geschickt wird, an den österreichischen kaiserlichen Leibarzt und Botaniker Petrus Andreas Matthiolo nach Prag.
In manchen Büchern wird das Jahr 1554 als Ankunft der Tulpenzwiebeln und Samen angegeben, was aber nicht möglich sein kann, da Busbecq erst im November 1554 seine Reise antrat.
Diese Tulpen waren schon Züchtungen aus Wildformen, doch hat bis heute niemand ergründet, wann und wo diese entstanden sind.
Die türkische Gartenkultur war zu der Zeit hochentwickelt:
Am Hofe des Sultans wurde zum Frühlingsvollmond ein Fest gefeiert, an dem 500.000 Tulpen blühten.
“Auf Tischen aus Elfenbein, duftendem Holz und Edelsteinen gefertigt, wurden kostbare Vasen platziert. Dazwischen hingen kostbare Kristallkugeln, die mit farbigem Wasser gefüllt waren. In silbernen Käfigen jubilierten Kanarienvögel und Nachtigallen. Schiffe, mit Musikanten besetzten, umkreisten die Insel. Den Gästen wurde angemessene Kleidung vorgeschrieben: Samt, Brokat und Seide in den Farben der Tulpen. Zwischen üppig bepflanzten Beeten brannten Tausende von Kristalllaternen und Schildkröten krochen umher, mit kleinen Kerzen auf ihren Panzern.”
1559 gelangten – unabhängig von den „österreichischen“ – rotblühende Tulpenzwiebeln in den Besitz der Kaufleute Fugger in Augsburg.
1577 werden in Brüssel rote Tulpen erwähnt, 1594 gibt es Berichte aus Breslau von Tulpen in unterschiedlichen Farben, 1599 erscheinen Beschreibungen von roten Tulpen in Luzern.
In den Gärten der Fugger vor den Toren Augsburgs erregten die Tulpen die Aufmerksamkeit des schweizerischen Botanikers Conrad Gesner (1516-1565). 1561 schwärmte er in seiner Schrift „Caspari Collino Pharmocopoeo“ von den leuchtend-roten Blütenblättern dieser Blume, und erklärte: „Sie ist einem Samen entsprungen, der aus Konstantinopel kam.“
Der Botaniker, Arzt und Gelehrte Carolus Clusius (Charles de l’Escluse, 1526-1609), der von 1573-88 Hofbotaniker Maximilians II. in Wien war, wo er einen Kräutergarten und ein Alpinum anlegte, wurde 1593 an die Universität von Leiden berufen und pflanzte, die aus Wien mitgebrachte Tulpenzwiebeln, in einem kleinen botanischen Garten.
Er war ein leidenschaftlicher und ehrgeiziger Gärtner, er weigerte sich von diesen Zwiebeln abzugeben vielmehr versprach er sich einen hohen Gewinn durch die Vermehrung der Tulpenzwiebeln.
In der Ruhephase zwischen Herbst und Frühling bilden Tulpenzwiebeln kleine Brut- oder Tochterzwiebeln, die bereits in der übernächsten Saison blühfähige Pflanzen sein können. Aus Samen gezogene Zwiebeln blühen erst nach sieben Jahren.
Eines Nachts wurden die Tulpenzwiebeln aus dem Garten gestohlen und die Geschichte der holländischen Tulpenzucht und des Tulpenhandels begann.
Die Tulpe wurde so zu einem begehrten Gartenschmuck und Statussymbol. Nicht irgendwo im Garten wurde sie gepflanzt, sondern an sorgfältig ausgewählten Plätzen und auch mit Spiegeln vervielfältigt.
Um 1600 gab es die ersten professionellen Tulpenzüchter, viele Gärtnereien, die sich auf die Tulpenzucht spezialisierten entstanden in Haarlem. Die Monopolstellung der Tulpenzwiebelzucht konnte 150 Jahre lang aufrechterhalten werden und bildete den Grundstein zur holländischen Blumenzucht.
1612 veröffentlich Swerts den ersten Tulpenzwiebelkatalog mit Preisen.
Der Handel mit den Zwiebeln nahm einen lebhaften Aufschwung, man hatte mittlerweile festgestellt, dass die Tochterzwiebeln Farbabweichungen in der Blüte brachten, durch immer neue Auslese züchtete man prächtige Farben und neue Kelchformen.
Die Natur kam dabei den Zwiebelzüchtern zur Hilfe:
...denn einzelne Tulpenzwiebeln entwickelten plötzlich die Fähigkeit mit gestreiften oder geflammten Blüten zu erscheinen.
Ist dieses Farbspiel erst einmal ausgebrochen, blüht die Tulpe jedes Jahr so. Diese Zwiebeln aber sind schwach und vermehren sich nur sehr schlecht.
Das Züchten einer normalen, einfarbigen Tulpe dauert sieben Jahre, es können aber mehr zwanzig Jahre vergehen, bis die Farbmuster durchbrechen, meistens aber gar nicht.
Die Züchter versuchten alles Mögliche, um diesem Zufall nachzuhelfen.
Die Beete wurden mit Fruchtsäften gegossen, Taubenmist untergearbeitet, die gewünschten Farben in die Erde gemischt......, alle Anstrengungen jedoch waren vergeblich, und nur der Zufall brachte die Streifen- und Flammenmuster hervor.
(1928 erst gelang es der englischen Botanikerin Dorothy Cayley das Rätsel zu lösen: Die Streifen entstehen durch ein Virus, das stellenweise die Pigmentierung der Blütenblätter unterdrückt, wodurch diese Zeichnungen entstehen. Der Virus wird von Blattläusen übertragen.)
Von 1623 bis 1637 stiegen die Preise für die begehrten Zwiebeln ins Unermessliche (in Europa wütete der Dreißigjährige Krieg!!), für das begehrte Statussymbol wurden schwindelerregende Summen gezahlt.
Durch den Handel mit Gütern aus den ostindischen Kolonien war ein immenser Reichtum bei den niederländischen Kaufleuten vorhanden und schließlich wurde die Tulpe zum Spekulationsobjekt. Die Tulpen wurden anhand von handgemalten Katalogen ausgesucht und man erwarb „Kontrakte“, die zum Kauf der Zwiebel zu einem bestimmten Preis nach Ablauf einer bestimmten Zeit verpflichtete. Für diesen „Kontrakt“ war nur eine Anzahlung, die nur einen Bruchteil der Gesamtsumme ausmachte, fällig.
Da der Preis nur eine Richtung kannte, nämlich aufwärts, wurden so erhebliche Gewinne gemacht, was sogar Menschen, die mit der Blumenzucht nicht in Verbindung standen, zu Spekulationen an der „Tulpenbörse“ veranlasste, so auch Harmenszoon van Rijn (1606 – 1669), genannt Rembrandt, bis heute einer der größten Maler.
Plötzlich jedoch wollten viele Inhaber von Kontrakten diese zu klingender Münze machen – auf einer Versteigerung in Haarlem, Anfang (5.?) Februar 1637, fanden sich keine Käufer mehr – die Preise gaben nach. Die Kontrakte konnten nicht mehr eingelöst werden und mussten gegen Gebühr annulliert werden, viele Kaufleute und Spekulanten, darunter auch „einfache“ Leute wie Weber und Fischer, die ihre Webstühle oder Kutter beliehen hatten, verloren ihr gesamtes Vermögen.
Den Maler Rembrandt traf es besonders hart, nicht nur hatte er große Summen durch die Spekulation verloren, seine gut florierende „Malerwerkstatt“, in der hochtalentierte „Lehrlinge“ arbeiteten, bekam keine Aufträge mehr, da infolge der nun einsetzenden Depression Preise von über 1000 Gulden für ein Gemälde aus seiner Werkstatt für die Kaufleute nicht mehr akzeptabel waren. 1657 wurden seine Werkstatt und sein Haus versteigert, 1669 starb er in völliger Armut.
Am 27. April 1637 erließ die holländische Regierung ein Gesetz: Die Preise für Tulpenzwiebeln wurden festgesetzt, und das Gesetz verbot den Banken, Kontrakte auf Tulpenzwiebel als Sicherheit für einen Kredit zu akzeptieren, außerdem wurde festgeschrieben, dass Tulpenzwiebeln ab sofort bar bezahlt werden mussten. Somit wurde dem Handel mit den Anteilscheinen – auf fiktive Tulpen – ein Ende gesetzt.
Nur wer rechtzeitig seine Anteilscheine verkauft hatte und dafür Grundstücke erworben hatte, gehörte nun zu den „Reichen“, einige holländische Kaufmannsfamilien begründen darauf ihren Reichtum.
Zitat aus der Wochenzeitschrift „Neue Solidarität“:
Der Verfasser der „Samenspraecken“, einer Dialogsammlung, die den Tulpenwahn spöttisch begleitete, lässt den Weber Gaergoldt (was wohl so viel wie „Simpel“ bedeutet) angesichts des ihn unerwartet treffenden Preisverfalls sagen: „Mag Flora auch krank sein, sterben wird sie nicht“. Seine Frau beklagt, dass er den Webstuhl und all sein Werkzeug bereits verkauft habe, er aber kehrt zurück in sein Schankkollegium und muss feststellen, dass der Markt wirklich zusammengebrochen ist.
Nun wird er sich der Schulden bewusst, die er angehäuft hatte, um Tulpen zu kaufen, und fragt seinen Freund Waermondt (was so viel heißt wie „der, der die Wahrheit sagt“) um Rat. Und der sagt ihm unverblümt die grausame Wahrheit, nämlich dass der Tulpenhandel tot sei ohne Chance auf Wiederbelebung. Die Floristen keine andere Wahl hätten als in ihre ursprünglichen Berufe zurückzukehren. Wenn sie Glück hätten, würde man sie ehrenhaft aus ihren Schulden entlassen.“
Anfang des 18. Jahrhunderts, mit dem Ausklang des Barocks, verloren die Zuchtformen der Tulpen an Bedeutung, die neuen Landschaftsgärten wurden so angelegt, dass sie ein Bestandteil der sie umgebenden Natur wurden, dorthinein passten die farbenprächtigen Blüten nicht. Die Zuchttulpe wurde in die Bürger- und Bauerngärten verbannt, dabei gingen viele alte Sorten unwiederbringlich verloren.
Züchter bemühten sich, die Tulpen der neuen Mode anzupassen, dabei gelang erst 1888 der Durchbruch: Krelage brachte die Darwintulpen auf den Markt.
Bei der Suche nach neuen Formen und Farben bezogen die Züchter vielfach die Wildtulpen in Arbeit mit ein und um neues Material zu erhalten, wurden Expeditionen ausgerüstet. Besonders die Firma Van Tubergen tat sich da hervor, in ihrem Auftrag durchstreiften Sammler Asien, dabei wurden dann die heutigen „Perlen“ der Gattung entdeckt:
1873 Tulipa greigii
1874 Tulipa eichleri
1877 Tulipa kaufmanniana und Tulipa kolpakowkiana
1884 Tulipa linifolia
1906 Tulipa fosteriana
Daraus entstanden dann, die uns allen bekannten Hybriden,
die
Fosteriana-Hybriden, eine Kreuzung von T. fosteriana und den
Darwintulpen,
in dieser Gruppe sind alle Kulturvaritäten, Unterarten und Hybriden, die
T. foesteriana ähnlich sind zusammengefasst nach den Merkmalen:
frühblühend, breite, mittellange bis lange Stiele, große Blüte
die
Greigii-Hybriden mit den Varietäten, allen Unterarten und Hybriden, nach den Merkmalen: späterblühend als T. kaufmanniana, manchmal gestreifte, gefleckte oder auch gewellte Laubblättern, die oftmals auf dem Boden aufliegen und mit einer variablen Blütenform.
die
Kaufmanniana-Hybriden mit den Varietäten, Unterarten und Hybriden: mit kurzen Blütenstielen (Höhe nicht über 20 cm), sehr frühblühend, manchmal gestreifte Laubblätter, mit weitöffnenden Blüten.
die vierte Gruppe der Wil zu den vorgenannten Gruppen gehören.
Nicht alles was Wildtulpe heißt ist in Wahrheit eine, schon im 16. Jahrhundert waren Tulpen „Gartenflüchtlinge“ vor allem in Südeuropa, die sogenannten
Palaeotulpen (Alttulpen), die erst im 19. und 20. Jahrhundert verwilderten Zuchtformen werden als
Neotulpen bezeichnet.
Teilweise wurden diese Gartenflüchtlinge von Wissenschaftlern mit eigenen Artnamen belegt, obwohl es keine echten Wildpflanzen sind.
Das Sortiment der Wildtulpen im Handel ist sehr beschränkt, die Anzuchtzeit aus Samen ist oft sehr lang und macht eine Vermehrung nicht wirtschaftlich. Einige Arten erfordern auch ganz spezielle Standortbedingungen, die nicht immer leicht zu erfüllen sind, so die Arten aus den Hochgebirgen mit den schneereichen Wintern und der starken UV- Strahlung.
Für alle im Handel erhältlichen Tulpen gilt:
Der Boden darf nicht zur Verdichtung neigen, Verschlämmungen und Staunässe muss vermieden werden, der ph-Wert sollte zwischen 6,5 und 7 liegen, auch muss er gut durchlüftet sein.
Gepflanzt wird erst bei einer Bodentemperatur unter 10 Grad, also etwa Mitte Oktober. Bei einer früheren Pflanzung, besteht die Gefahr, dass sich pilzliche Schadenserreger, die sich an den Zwiebeln befinden, rasch ausbreiten.
Unterschätzt wird oft auch der Wasser- und Nährstoffbedarf der Tulpen, am Naturstandort stehen den Pflanzen zur Vegetationszeit Wasser und Mineralien in beinah unbegrenzter Menge während der Schneeschmelze zur Verfügung. Nach Angaben einiger Wissenschaftler benötigen Tulpen in der Zeit von Anfang April bis Mitte Juni eine Wassermenge die einem Niederschlag von 270 mm entspricht, allgemein liegt in unseren Breiten der Niederschlag in der Zeit bei 120 mm, das Defizit muss durch eine Zusatzbewässerung, besonders 10 Tage vor und 20 Tage nach der Blüte, danach sollte dann die Trockenperiode einsetzen.
...und diese Wildtulpen sind relativ einfach im Handel zu erhalten:
Tulipa acuminata ist keine Wildtulpe sondern zählt zu den Neotulpen, die Pflanzenhöhe beträgt zwischen 30 und 50 cm, die Blüte ist gelb mit scharlachroten Streifen, oft auch nur rot und die Blütenblätter sind grotesk verdreht zu einer langen Spitze, gut geeignet für trockene Partien im Steingarten, dort hält sie sich dauerhaft. Blütezeit April/Mai
Syn. T. cornuta; T.media, T. stenopetala, T. turcica
Tulipa altaica wurde 1825 zum ersten Mal beschrieben. Sie stammt aus dem Pamir und Westsibirien. Höhe ca. 25 cm. Die kleine gelbliche Blüte mit grüner und bronzefarbiger Tönung ist lilienförmig und duftet. Blütezeit: Ende April bis Mitte Mai
Ebenfalls für den Steingarten gut geeignet, allerdings nicht sehr
langlebig in Kultur.
Tulipa batalinii ist hervorragend zum Verwildern an trockenen, warmen Standorten geeignet, die Höhe beträgt nur 15 cm, meistens liegen die Laubblätter einer Rosette ähnlich auf dem Boden. Von dieser Art gibt es sehr viele züchterisch bearbeitet Formen: Bright Gem: gelb mit zartem roten Rand, Bronze Charm mit Grün- und Rottönen auf den Blütenblättern, reingelb ist Yellow Jewel. Blütezeit: Mai
Benannt wurde sie zum ersten Mal 1889, sie stammt aus Mittelasien und wächst dort auf Geröllhängen.
Tulipa biflora, syn. Tulipa polychroma, die kleine Milchsterntulpe von der Krim, der unteren Wolga, dem Kaukasus und Mittelasien, dort wächst die auf tonigen Hängen und in Salzsteppen. Nur ca. 15 cm hoch, mit mehreren Blüten an einem Stängel, den glockenförmigen Blüten, die sich im Sonnenschein öffnen und dabei ein gelbes Auge in den sonst grünlich-weißen Blüten zeigend, passt auch sie gut in den Steingarten. Sie vermehrt sich reichlich. Erstmals benannt 1776, Blütezeit: Ende März
Tulipa celsiana, syn Tulipa persica kommt aus dem Atlasgebirge,
Frankreich, der Iberischen Halbinsel und Südspanien zu uns in die Gärten.
Sie wurde 1803 zum ersten Mal benannt, kleine gelbe Blüten, die an den
Spitzen bronzefarben getönt sind, sitzen auf 10 cm hohen Stängeln, sie
öffnen sich im Sonnenlicht sternförmig und duften angenehm. T. celsiana
vermehrt sich reichlich über Ausläufer. Blütezeit: April und Mai
Tulipa clusiana, syn. Tulipa stellata, von Vita Sackville- West als blasse Damentulpe bezeichnet, mittlerweile aber sind zahlreiche gute Sorten durch Selektion entstanden, z.B. Tubergen’s Gem und Cynthia. Sie ist keine Wildpflanze sondern eine Palaeotulpe, die schon um 1600 im Iran, Irak und Südfrankreich verwilderte. Auf besonders biegsamen Stängeln stehen die meist dreifarbigen, schlanken Blüten, die sich zu einem perfekten Stern öffnen.
Sie ist etwas heikel, unsere Winter sind ihr zu nass, selbst bei bester Drainage ist sie nicht besonders ausdauernd. Blütezeit: April/Mai
Tulipa daysystemon ist auf den Bergwiesen, in Höhen von 1350 bis 3400 m, in Mittelasien beheimatet. Dort blüht sie zur Zeit der Schneeschmelze, bei uns im Mai und Juni. Die blassgelben Blüten sind außen violett schattiert. Auch sie ist in unseren Breiten etwas heikel und nicht ausdauernd.
Tulipa edulis, syn. Amana edulis wurde 1867 zum ersten Mal
benannt, beheimatet ist sie in China, Korea und Japan. Die Laubblätter
liegen flach auf dem Boden, auf dem 6 cm hohen Stängeln sitzt die
nickende, weiße - mit purpurnen Verfärbungen oder braunen Längslinien
- Blüte, die sich nie ganz öffnet. Die Blüte ist sehr früh, oftmals
schon Ende Februar. Diese Art vermehrt sich über Ausläufer (Stolonen)
Tulipa eichleri, aus Transkaukasien, Aserbaidschan und dem Nordwesten des Iran schmückt sich mit glockenförmigen, zinnoberroten Blüten. Die Spitzen der Blütenblätter sind leicht eingerollt, die Blütezeit beginnt Mitte Mai. Mit einer Höhe von 30 bis 45 cm gehört sie zu den attraktivsten Wildtulpen im Garten, die sich noch dazu gut vermehrt.
Tulipa ferganica kommt wild auf steinigen, lehmig tonigen Böden in Mittelasien vor. Sie wurde erstmals 1935 beschrieben. Große, gelbe Blüten, oftmals sind die Blütenblätter mit einem breiten karmesinroten Band durchzogen, stehen aus 30 cm hohen Stängeln. Sie hält sich gut im Garten, ist aber nicht sehr vermehrungsfreudig. Blütezeit: Mitte bis Ende Mai
Tulipa fosteriana, diese Art ist hervorragend für Kreuzungen geeignet, wie die vielen Fosteriana- Hybriden belegen. Die Wildform stammt aus den Bergen Samarkands. Sie erreicht eine Höhe von 40 cm, die trichterförmige bis zu 12 cm hohe Blüte ist zinnoberrot. Die Vermehrung im Garten ist mangelhaft, Sämlinge blühen erst nach 10 bis 12 Jahren. Blütezeit: April
Tulipa greigii, die Königin der Wildtulpen wurde 1873 erstmals beschrieben. Die Greigii-Hybriden sind stets Kreuzungen zwischen Wildtulpen, von diesen Kreuzungen gibt es sehr viele attraktive Sorten. Die Blüte der Wildform bildet einen offenen Becher mit den zurückgeschlagenen äußeren Blütenblättern. Die Grundfarbe ist zinnoberrot, allerdings wird die Art oft von Verfärbungen betroffen, sowohl in den Wildbeständen als auch bei den Kulturbeständen variiert die Farbe von hellrot bis lachs. Blütezeit: Mitte Mai bis Anfang Juni
Tulipa grengiolensis, diese Neotulpe kommt nur im Schweizer Kanton Wallis in der freien Natur vor, dort in drei verschiedenen Farbtönen: rot, blassgelb und blassgelb mit rotgerandeten Blütenblättern.
Tulipa hageri, beschrieben 1874, beheimatet in Griechenland ist diese kleine Tulpe mit eine Höhe von 10 cm, die glockenförmigen Blüten stehen zu dritt oder viert auf einem Stängel, die Innenblätter sind kupferfarben, von bronze bis zinnoberrot und haben eine grüne Mittelrippe, der Rücken der Außenblütenblätter ist grünlich bis hin zu einen verwaschenen gelb (ziegenlederfarben). Blütezeit: April bis Mai, eine ideale Art zum Verwildern.
Tulipa humilis ist etwas empfindlich, sie benötigt einen sehr warmen Standort und eine sehr gute Drainage, wenn man sie nicht nur einmal zum Blühen bringen möchte. Ihre Heimat ist Kurdistan und der Urmiasee. Hier gibt es in der Zuordnung einige Probleme:
T. humilis könnte durchaus auch T. pulchella oder auch umgekehrt zuzuordnen sein. Die schmalen Laubblätter liegen auf der Erde auf und erst nach der Blüte fangen sie richtig an zu wachsen. Die Blütenfarbe ist variabel, Innen violettrosa, blassrosa oder auch weiß, die Außenblätter weiß mit purpurnen oder braunen Streifen. Die Sorte „Alba Coerula Oculata“ hat weiße Blüten mit einer stahlblauen Mitte. Duftend! Blütezeit: Februar bis Anfang März. Sie wurde 1844 zum ersten Mal beschrieben.
Tulipa kaufmanniana, die reine Art ist kaum im Handel, dafür aber
sehr viele Züchtungen, überwiegend Kreuzungen mit T. greigii , aber
auch hinsichtlich der Farben sehr labil, ca. 15 % der Tulpen wechseln
im Laufe der Jahre die Farbe.
Tulipa kolpakowskiana, beheimatet in Mittelasien, wo sie auf Trockenhängen und Streuobstwiesen vorkommt, wurde sie 1877 zum ersten Mal beschrieben. Die Höhe beträgt 20 cm, die einzeln, selten auch zu zweit angeordneten Blüten sind becherförmig, voll erblüht bilden sie einen Stern, die Innenfarbe ist glänzend gelb, die äußeren Blütenblätter sind leicht oliv oder auch rot verfärbt. Am Naturstandort gibt es auch Exemplare in orange und rot, oft treten diese Verfärbungen auch im Garten auf, die Vermehrung ist zufriedenstellend. Blütezeit: Mai
Tulipa kurdica, relativ jung ist bei dieser Art die Benennung, von 1974 stammt die erste Beschreibung. Hellziegelrot oder auch orangerot sind die Blüten mit einem grünlichschwarzen Grund. Die Heimat ist der Nordosten des Iraks. Blütezeit: April
Tulipa linifolia, mein Favorit unter den Wildtulpen, wird in der Literatur als nicht ausreichend winterhart beschrieben, ich hatte damit seit Jahren kein Problem. Beheimatet an den Ufern des Wachsch in der Bucharei in Zentralasien, Pflanzenhöhe 15 cm, die Laubblätter bilden am Boden eine Rosette, die Blüte ist seidigrot mit einem schwarzen Basalfleck mit meist weißem Saum. Sie blüht als eine der letzten Wildtulpen im Mai. Erstmals beschrieben wurde sie 1884.
Tulipa marjolettii, eine Neotulpe, die bei Aime la Cote in Ostfrankreich 1894 entdeckt wurde. Auf dem für eine Tulpe dieser Art recht hohen Blütenstängel (40 cm) sitzt eine blasscremeweiße oder auch blassgelbe Blüte mit rosaroten Blütenrand. Sie stellt eine Bedingung, sie möchte doppelt so tief gepflanzt werden wie üblich. Blütezeit: Mai
Tulipa montana, diese Art ist weit verbreitet und kommt an den Naturstandorten im Iran, Turkmenien und Transkaukasus, in großen Beständen vor. Die Blüte gibt es in zwei Farbtönungen karmesinrot und purpurgelb, an Naturstandorten, wo beide Farben vorkommen, gibt es auch orangefarbene Exemplare. Die Blütezeit dieser 15 bis 25 cm hohen Tulpe reicht von April bis Mai.
Tulipa maximowiczii, eigentlich unentbehrlich für den Steingarten ist diese Art, sie beschert uns das erste feurige rot, dazu ist sie völlig winterhart, die Blütezeit beginnt ca. 10 Tage vor T. linifolia im Mai. Die rote Blüte ist voll erblüht fast sternförmig mit einem dunkelblauen, weiß gesäumten Basalfleck. Beheimatet ist T. maximowiczii in Mittelasien im Pamir und in der Wüste Kysylkum, beschrieben wurde sie erstmals 1889
Tulipa orphanidea, zierliche, bronzeorangefarbene Blüten hat diese aus Griechenland stammende Art, die 1862 zum ersten Mal beschrieben wurde. Die Laubblätter bilden eine Rosette, die Blüten, oft auch zu zweit oder dritt angeordnet stehen auf einem 15 bis 20 cm hohen Stängel. Blütezeit ist Ende April/Anfang Mai, natürlich Hybriden gibt es an den Naturstandorten zwischen T. australis und R. orphanidea recht häufig.
Tulipa ostrowskiana wurde 1884 zum ersten Mal beschrieben, sie stammt aus Mittelasien, wo sie auf Trockenhängen und in Lichtungen in Höhen zwischen 600 und 1600 m vorkommt. Die auf einem 25 cm hohen Stängel stehende Blüte ist becherförmig und meist scharlachrot, aber auch orangerot, gelb oder mehrfarbig, auch hier oft Verfärbungen im Laufe der Jahre. Natürliche Kreuzungen gibt es mit T. kolpakowskiana. Blütezeit Ende April bis Anfang Mai. Die vegetative Vermehrung ist sehr gut.
Tulipa praestans, durch Selektion und Kreuzungen sind sehr gute Sorten entstanden, Kreuzungsversuche mit Zuchtformen sind allerdings fehlgeschlagen. Der Standort muss warm und trocken sein, aber auch im Rasen hält sie sich gut. 1903 wurde sie beschrieben, die Heimat sind Geröllhänge im Pamir. Blütezeit: April
Tulipa saxatilis, syn. Tulipa bakeri stammt aus Kreta, wo sie auf Berghängen und Äckern wächst. Die trichterförmige, rosalila Blüte mit dunkleren Streifen an den Rändern sitzt auf einem ca. 20 cm hohen Stängel, oftmals zu zweit oder dritt angeordnet. Die Vermehrung ist reichlich gegeben, über 30 bis zum Teil 90 cm langen Ausläufer breiten sich die Bestände rasch aus. Blütezeit April bis Mai, erstmalige Benennung 1825
Tulipa schrenkii ist keine Wildform, sondern ein Nachkomme historischer Kulturformen, wahrscheinlich aus Persien. Inzwischen ist diese Art zu einem Ackerunkraut in Italien geworden, sie gedeiht quasi überall: vom Aralsee bis in die Schweiz, in wüsten, Halbwüsten, Steppen, sie toleriert auch Salzböden. Sie blüht auf bis zu 40 cm hohen Stängeln in rot, orange, gelb, fliederfarben und weiß. Sie gilt als „Ahnherr“ der ersten europäischen Sorten, sie lässt sich bei einer Erfolgsquote bis zu 80 % mit Kulturformen kreuzen, in Holland wird von T. schrenkii nur eine scharlachrote Variante mit orangefarbenen Rand kultiviert. Benannt 1873, Blütezeit April bis Mai, die Vermehrung erfolgt ausschließlich über Saatgut, die Keimfähigkeit ist auch im Garten hoch.
Tulipa sprengeri, mit der Blüte von dieser Art endet die Tulpensaison. Die scharlachrote Blüte sitzt auf einem 30 cm hohen Stängel, Blütezeit ist Ende Mai bis Mitte Juni, sie toleriert Halbschatten. Die üppige Samenbildung lässt einen Bestand rasch so verwildern, dass er lästig wird, der Samen keimt erst nach 4 Jahren. Beschrieben wurde T. sprengeri 1894, beheimatet ist sie in Kleinasien.
Tulipa sylvestris, die Weinbergtulpe oder Waldtulpe ist offensichtlich ein Nachkomme einer alten Kulturform, 1755 schrieb Linné: „unlängst aus den Gärten entwichen“, Beheimatet in Algerien und in Europa vom Kaukasus bis Deutschland, sie wächst wild in Wiesen, an Waldrändern, in Weinbergen, Parkanlagen und Äckern. Sie toleriert Halbschatten, ist aber oft nicht blühwillig. Die Vermehrung erfolgt über üppige Ausläufer, in Wäldern und Weinbergen wie Unkraut. Aus einer Pflanze entspringen oft zwei Stängel mit bis zu 4 gelben, veilchenähnlich duftenden Blüten, die Blütenblätter laufen spitz zu. Blütezeit: Mai; erstmals beschrieben 1753
Tulipa turkestanica, eine Art, die ich besonders mag, stammt aus Mittelasien und wächst dort auf steinigen und lehmigen Hängen in Höhen um 2500 m. Die Gnomentulpe bildet 2 bis 3 Stängel pro Pflanze und pro Stängel bis zu 8 elfenbeinfarbene Blüten, deren Außenseiten grünlichviolett gezeichnet sind. Die Blütezeit ist im März, benannt wurde sie 1875, sie vermehrt sich recht gut.
Tulipa vvendenskyi aus Kirgisien trägt lilienartige Blüten in leuchtendzinnoberrot mit orangefarbenen Streifen. Die späte Blütezeit von Mitte Mai bis Anfang Juni macht sie interessant in Naturpartien des Gartens. Höhe ca. 30 cm, die Verbreitung ist gut ohne lästig zu sein.
Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der Vielfalt der Wildtulpen, wobei niemand wirklich sagen kann, wie viele „echte“ Wildtulpen überhaupt vorhanden sind.