
Einer Sage nach ist der Mandelbaum aus einem Blutstropfen entstanden, den Kybele, bei den Griechen als „Mutter der Götter“ verehrt ursprünglich aber die kleinasiatische Berg- und Fruchtbarkeitsgöttin, vergoss, als sie sich beim Spaziergang in der Frühlingslandschaft mit einem Dorn am Fuß ritzte.
Eine weitere Sage erzählt, dass Phyllis, die Tochter des thrakischen Königs Sitkon, aus Gram über den nicht zum versprochenen Zeitpunkt wieder eintreffenden Geliebten Demophoon, starb.
Durch die Gnade der Götter wurde sie in ein Mandelbäumchen verwandelt, welches aber dahinwelkte und schließlich ganz verdorrte. Als Demophoon dann doch kam um Phyllis zu heiraten, erfuhr er von ihrem Tod und der Verwandlung, er umarmte weinend das verdorrte Bäumchen, welches daraufhin plötzlich frische, glänzende Blätter bekam.
De Gubernatis hat bei der Auslegung der Sage in seinem Werk „La mythologie des Plantes“ Demophoon mit der Frühlingssonne gleichgesetzt, welche die Blüten des Mandelbaumes weckt, auch sprießen die Blätter des Mandelbaums häufig in einer Nacht.
Eine andere Legende berichtet, dass Zeuss auf dem Berg Dindymos geschlafen habe und im Traum Sperma verloren habe, wo dieses den Boden berührte, entstand ein zweigeschlechtliches Wesen über welches die Götter erschraken.
Sie schnitten diesem Wesen die männlichen Geschlechtsteile ab, diese fielen auf die Erde und aus ihnen wuchs ein Mandelbaum; aus dem jetzt nur noch weiblichen Wesen wurde die Göttin Kibele.
Viele Jahre später fiel eine Mandel, dieses auf so ungewöhnliche Weise entstandenen Baumes, in den Schoß von Nana, der Tochter des Flusses Sangarios,die daraufhin den Jungen Attis gebar. Da sie sich darüber schämte, ließ sie den Knaben im Schilf am Ufer zurück, wo ihn Kibele fand. Attis wuchs zu einem hübschen jungen Mann heran, in den sich die Göttin Kibele verliebt, aber zurückgewiesen wurde. Daraufhin ließ die Göttin den sterblichen Attis irrsinnig werden. In seinem Wahn kastrierte sich Attis selbst und verblutete. Die Göttin verwandelte sich daraufhin aus Reue in eine Pinie.
Andere Quellen berichten, dass Attis sich in einen immergrünen Baum verwandelte. Der Kibelekult hatte im antiken Griechenland wenige Anhänger, in Rom hingegen war der Kult sehr verbreitet. Zu den Riten in Rom gehörte es, dass bei den März-Zeremonien Kibele Priester, die sich selbst kastriert hatten, durch die Straßen zogen, dabei eine Pinie trugen, sich im Tempel bis auf das Blut geißelten und mit dem Blut den Altar besprengten. Dieser Brauch galt bei den Anhängern der Kibele als ritualisierte Trauer. Anschließend wurden Gelage gefeiert, an denen auch die Bevölkerung Roms teilnahm.
Eine weitere Geschichte um den Mandelbaum spielt in Marokko. Die Märchenprinzessin Hatim war sehr schön und sehr großzügig. Sie verteilte unter den Ärmsten des Landes Geld aus der Schatulle ihres Vaters, der dies nicht als Großzügigkeit ansah, sondern als Diebstahl. Er ließ seine Tochter hinrichten, aber Allah billigte das Verhalten Hatims und aus der toten Prinzessin wurde ein Mandelbaum, der jahrein, jahraus die Bevölkerung mit köstlichen Mandeln beschenkte.