Der Mohn
Seit Urzeiten ist der Mohn von den Menschen genutzt worden, es ist nicht festzustellen wann und von welchem Volk er zum ersten Mal genutzt wurde. In den Pyramiden hat man Mohnkapseln gefunden, aber auch in den Resten von Pfahlbauten an Seen im westlichen Alpenraum.
Nach Theokrit ist Papaver somniferum, der Schlafmohn, den Tränen der Aphrodite entsprungen als sie den Tod Adonis beweinte. Die "Blume der Träume" war dem Gott der Traumes und des Schlafes geweiht, Morpheus, der diese Blume geschaffen hatte um Demeter ihren Schmerz über die zeitweise Rückkehr zu Hades in die Unterwelt erträglich zu machen.
Einer Anekdote zufolge, soll der Name Papaver aus dem Wort papa bzw. pater im alten Rom entstanden sein, da man unruhigen kleinen Kindern anstelle eines Machtwortes des gestrengen Vaters gekochte Mohnsamen gab, damit sie Ruhe gaben.
Der Anbau auch nur einer einzigen Pflanze von Papaver somniferum im Garten ist in Deutschland strafbar, selbst die Pflanzung der Sorte "Przemko", die nur sehr wenig Morphin enthält, muss von der Bundesopiumstelle genehmigt werden.
Also verzichte ich auf die Beschreibung dieser Art.
Nach der germanischen Mythologie entstanden durch die Blutstropfen von Baldur, der durch den von Loki gelenkten Mistelpfeil tödlich verwundet war, der Klatschmohn, bot. Papaver rhoeas, im Volksmund auch Blutblume und Kornrose genannt.
Klatschmohn wurde als Liebesorakel genutzt, die Lautstärke des Knalls beim Schlagen auf die Blütenblätter zeigt an, wie intensiv die Gegenliebe ist.
Papaver rhoeas wächst gern überall dort, wo es trocken ist und ohne jegliches Zutun des Gärtners taucht das leuchtende Rot jedes Jahr wieder auf.
P. rhoeas wächst buschig und ist schon seit dem 16. Jahrhundert in Kultur. Aus dem wildwachsenden Klatschmohn sind viele Züchtungen entstanden, die schönsten tragen den bot. Namen Papaver rhoeas var. Shirley = Seidenmohn. Da diese Art leicht variiert ist sie sehr formenreich.
Die Varietät hookeri, eine Gartenzüchtung aus Indien, kann eine Höhe von 1,20 m erreichen und hat leuchtend karmesinrote Blüten mit blauschwarzen Flecken, Papaver rhoeas umbrosum hat einen besonders gedrungenen Wuchs und scharlachrote Blüten mit großem schwarzem Grundfleck. Papaver rhoeas paeoniflorum hat dicht gefüllte Blüten.
Die am häufigsten im Garten anzutreffende Art ist Papaver rhoeas var. Shirley, deren Farbpalette von weiß bis scharlachrot reicht, oft ist der Rand abweichend getönt.
Die Aussaat der einjährigen Mohnarten erfolgt von März bis April an Ort und Stelle, der feine Samen wird mit Sand vermischt, dann aufgestreut und leicht eingeharkt. Es muss vereinzelt werden; da die Pflanzen buschig wachsen, sollte ein Abstand von 20 cm eingehalten werden. Ein Umsetzen der kleinen Pflanzen kann man versuchen, allerdings wird nicht jede wieder angehen. Wichtig ist es, dass die kleine Pfahlwurzel nicht beschädigt wird und gerade in die Erde kommt.
Eine Staude, die aber meistens einjährig oder zweijährig gezogen wird, ist der Islandmohn, Papaver nudicaule. Er bildet mit seinen behaarten fiedrigen Blättern Rosetten aus, die Blüten sind schalenförmig. Islandmohn wird im Februar/März im Frühbeet oder Handkasten in humoser Erde ausgesät, mit einer Glasplatte abgedeckt und feucht gehalten. Nach dem Auflaufen der Sämlinge muss stets gelüftet werden.
P. nudicaule Mischung in diversen Farbtönen von Weiß bis Rot, 30 cm
P. nudicaule "Gartenzwerg" eine niedrige Farbmischung, 10 cm
P. nudicaule "Illumination" eine großblumige Farbmischung, 40 cm
P. nudicaule Typ Gigantea "Kardinal" leuchtendrot
Der Islandmohn passt gut in den Steingarten aber auch an den Rand von Rabatten, er mag einen leicht kalkhaltigen Boden.
Staudenmohn
In den Karpaten und Alpen ist der Alpenmohn, P. alpinum heimisch, er erreicht nur eine Höhe von 20 cm und wächst aus einem mehrköpfigen Wurzelstock. Im Juni/Juli erscheinen weiße oder gelbe Blüten auf sehr dünnen Stielen. Die Blüten duften angenehm. Von dieser Art gibt es noch drei Subspezies: P.a. burseri mit weißlich gelben Blüten, P.a. sendtneri, der weiße Alpenmohn und P.a. kerneri mit großen orangefarbenen Blüten, die beim Verblühen nach goldgelb changieren.
Die Heimat von Papaver atlanticum ist Marokko, er ist aber auch bei uns winterhart und sät sich gern aus. Die flaumig behaarten Blätter und die langgestielten, grossen Blüten wachsen aus einem verholzenden Rhizom. Die Sorte "Flore Semi-Pleno" hat halbgefüllte Blüten, die Stiele sind etwas kürzer als bei der Art.
Der bekannteste und beliebteste Gartenmohn ist der türkische Mohn, Papaver orientale. Er benötigt einen humosen, tiefgründigen, nährstoffreichen Boden, damit er zu einer Prachtstaude heranwachsen kann. Die Auswahl fällt schwer bei den unzähligen Züchtungen.
Die durchschnittliche Höhe liegt bei 80 cm, die fleischigen Wurzeln reichen tief in den Boden, das Blatt ist länglich, borstig behaart und tief eingeschnitten. Die Wuchsform ist horstig aufrecht.
Die Heimat von P. orientale ist der Kaukasus und die angrenzenden Gebiete, Blütezeit ist Ende Mai/Juni und dauert etwa 4 Wochen. Anschließend zieht das Laub ein um im Herbst erneut auszutreiben.
Die so zwangsläufig entstehende Lücke im Staudenbeet muss man mit anderen Stauden füllen, ich finde dafür Gysophila paniculata, das hohe Schleierkraut, sehr geeignet. Wenn man die Mohnkapsel stehen lässt verfangen sie sich in dem Blütenschleier von Gysophila und geben ein nettes Bild ab. Dabei nimmt man eine Schwächung des Papaver durch die Samenbildung in Kauf und bekommt auch nicht sortenreine Sämlinge.
Eine sortenreine Vermehrung erreicht man über Wurzelschnittlinge, dafür gräbt man im Spätherbst/Frühwinter die Staude aus, schneidet die Pfahlwurzel in 5 cm lange Stücke, dabei wird jeweils das untere Ende abgeschrägt (Achtung: Nie oben und unten vertauschen). Die seitlichen Wurzeln werden in ganzer Länge senkrecht in die Erde gesteckt. Die Töpfe kommen dann ins Frühbeet, nach dem Austreiben im Frühjahr kann wieder ausgepflanzt werden.
Einige schöne Verwandte des Papavers möchte ich noch kurz erwähnen:
Kalifornischer Mohn, Eschscholzia californica, die Wappenblume Kaliforniens, im Volksmund Schlafmützchen genannt, weil sie abends und bei trüben Himmel ihre Blütenblätter zu einer Mütze zusammen faltet.
Er blüht von Juni bis Oktober und passt gut in "Schluderecken" zusammen mit Kornblumen und Jungfer-im-Grünen, aber auch in Schalen, Blumenkästen und Töpfen fühlt er sich wohl. Der Platz sollte jedoch sonnig sein und der Boden durchlässig und trocken. Er öffnet seine Blüten nur bei Sonnenschein, bei bedecktem Himmel ist der kalifornische Mohn unauffällig durch sein graugrünes Laub.
Ausgesät wird im März, direkt an Ort und Stelle, da sich auch ganz junge Sämlinge nicht verpflanzen lassen. Man kann aber auch den Samen dünn in Topfplatten aussäen und dann die Pflanzen mit Topfballen versetzen.
Der japanische Mohn, Hylomecon japonica, eine hübsche kleine Staude für den Halbschatten oder Schatten mit großen gelben Blüten. Er stammt aus Ostasien, wo er wild wächst. Der japanische Mohn benötigt humose, lockere Erde, die Höhe beträgt ca. 20 bis 30 cm, die leuchtendgelben Blüten haben einen Durchmesser von 5 cm. Die Blütezeit ist relativ kurz, von Anfang Mai bis Anfang Juni, danach zieht die Staude ein. Man muss den jap. Mohn daher immer in enger Kombination mit anderen Schattenstauden setzen. Bei mir hat er sich zwischen Alchemilla mollis ausgebreitet und die entstehenden Lücken werden von den Blättern des Frauenmantels verdeckt. Eine Vermehrung über Aussaat und Teilung im Frühjahr ist unproblematisch.
Weiter interessante Vertreter der Gattung Papaveraceae sind:
Meconopsis cambria, diese Art kann man als Wildvorkommen noch in den Pyrenäen, in Mittelfrankreich und auch in England entdecken. Der gelbe Scheinmohn wird ca. 30 cm hoch, blüht von Juli bis Oktober mit gelben Blütenschalen. Er ist ganz unproblematisch und sät sich selbst aus. Der Standort sollte halbschattig bis schattig auf kalkfreien, humosen Boden sein.
Meconopsis grandis kommt aus Asien und wächst dort bis zu einer Höhe von 4000 m, er möchte im Garten an einem kühlen, halbschattigen Platz in tiefgründigen Boden stehen. Die Staude bildet eine lange, starke Pfahlwurzel. Im Juni/Juli erscheinen sehr große, himmelblaue Blüten an hohen Stielen. Die Blattrosetten bestehen aus 30 cm langen, rötlichbraun behaarten Blättern.
Meconopsis horridula stammt aus Szetschuan und Tibet. Ihre Blüten in blau und violett erscheinen von Juli bis August. Diese Art passt gut in den schattigen Teil eines Steingartens.
Meconopsis betonicifolia kommt aus dem Hochland Zentralchinas zu uns und kann je nach Nährstoffangebot 60 bis 120 cm hoch werden. Himmelblaue Blüten mit auffälligen goldgelben Staubgefäßen erscheinen von Juni bis August. Sie passt gut zu Farnen und Rhododendren.
Meconopsis integrifolia ist eine zweijährige Pflanze, sie wird ungefähr 60 cm hoch, hat einen buschigen Wuchs und blüht gelb im Juli/August. Ihre nickenden Blüten können bis zu 15 cm breit werden.
Meconopsis napaulensis ist ebenfalls zweijährig. Der Blütenstiel verzweigt sich rispig und ist im Juli mit blauen oder rötlichen Blüten besetzt.
Eine schöne und seltene Staude ist der Baummohn, Romneya coulteri aus Kalifornien. Er findet bei uns nicht gerade ideale klimatische Bedingungen vor und benötigt einen sonnigen, geschützten Platz im Garten. Als Wüsten- und Steppenpflanze verträgt sie keine stehende Nässe und eignet sich gut für sandige, durchlässige Böden. Winterschutz ist dringend erforderlich. Die silbrigweiße Blüte mit einem dicken Büschel goldgelber Staubgefäße verströmt einen angenehmen Duft.
Bezugsquellen für Papaver orientalis:
Gräfin von Zeppelin
Bourdillon
Saatgut
Thompson & Morgan
Poplar Lane
Ipswich Suffolk
England
IP3 BU
0044/1473689985 (deutschsprachig)
Sperli Saatgut
Barbara Gassmann
Im Saal 13
21423 Winsen/Luhe
04171/73453
| © Christiane Frost 4.3.2015
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im Garten
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