Dem großen Gärtner Karl Foerster erging es nicht anders als mir, auch er erlag dem Zauber der charmanten Narzissen und schrieb:
"In Düften und wundersamen Wesensarten der Narzissen webt ein Südseegeheimnis. Sie sind wie vom versunkenen Erdteil Atlantis."
Die Narzissen sind ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet, haben sich aber schon vor langer Zeit durch natürliche Wanderung andere Lebensräume erschlossen. Mit Sicherheit ist das Ursprungsgebiet die Iberische Halbinsel, von dort aus haben es einige sogar über die Straße von Gibraltar bis nach Nordafrika geschafft.
Die Wanderlust von
Narcissus pseudonarcissus ist allerdings unübertroffen, diese Spezies sind über die Vogesen, Belgien und Nordfrankreich bis nach Großbritannien vorgedrungen, das Siedlungsgebiet reicht heute von Südspanien bis Südschottland.
Ausgehend von Nordspanien erstreckt sich der Wanderweg von
Narcissus poeticus bis an das Schwarze Meer.
Von diesen beiden Arten, die Gattung umfasst ungefähr 30 insgesamt, stammen die meisten unserer Gartensorten ab.
Sehr oft kommt es zu einer natürlich Hybridisierung bei den Narzissen, so sind in der Nähe der portugiesischen Stadt Porto verschieden natürliche Kreuzungen zwischen der gelben N. pseudonarcissus und N. triandus, die beide dort wild vorkommen, entstanden, N. x johnstonii und N. x taitii und einige andere.
Natürliche Standorte von Naturhybriden sind stets eng begrenzt und es ist oftmals für die Wissenschaftler recht schwer zu entscheiden, ob es sich um eine Arthybride oder eine eigenständige Art handelt.
Ein solcher Fall ist z. B. N. dubius, die in einigen Fachbücher auch als N. x dubius beschrieben wird. Da diese Art aber aus Samen echt ausfällt, muss die Kreuzung bereits vor Urzeiten entstanden sein und man kann diese Narzisse als Art annehmen.
Arthybriden hingegen variieren stark im Aussehen.
Bei der Registrierungsstelle für Narzissen, die von der Royal Horticultural Society in London unterhalten wird, sind mehr als 24 000 Hybriden registriert.
Eine Liste alle eingetragen Hybriden kann man bei der American Daffodil Society als Computerausdruck erhalten.
Besonders die englischen Gärtner haben sich schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts an Züchtungen versucht und kultivierten damals schon über 100 Sorten. Holland ist zwar das größte Anbaugebiet bei den Narzissen, aber Neuheiten kommen meistens aus England oder Nordirland.
1884 gab es die erste Narzissenkonferenz der RHS, gezüchtet wurde zu der Zeit hauptsächlich im englischen Teil Großbritanniens und Michael Jefferson-Brown schreibt dazu im
Daffodil Handbook „.....hatten die Waliser zu dieser Zeit noch Schwierigkeiten, Osterglocken von Lauch zu unterscheiden, die Iren beharrten in ihrem Streben nach Unabhängigkeit darauf, keinen Kontakt zu Engländern zu haben und die Schotten waren zu dieser Zeit damit beschäftigt ihr Land mit Straßen und Eisenbahnen zu erschließen, anstatt sich den Narzissen zu widmen.“
Wie die Narzisse zu ihrem Namen kam
Zunächst erst einmal die prosaische Version:
Das griechische Wort <narkao> bedeutet zu einem
ich betäube und zum anderen
ich erstarre und diese Aussage bezieht sich nicht auf den Duft der Narzissen, sondern auf das lähmende Gift in allen Pflanzenteilen, vor allen Dingen in den Zwiebeln.
Der römische Dichter Ovid schrieb in den Metamorphosen eine Legende nieder, die besagt, dass die Narzissen, die Zuordnung ist zweifelsfrei, auf folgende Weise entstanden:
Narkissos war ein über alle Maßen schöner Jüngling, der Schwarm der gesamten Damenwelt und für die damalige Zeit in Griechenland nichts Ungewöhnliches, auch der Schwarm der Männerwelt.
Er jedoch verschmähte alle, auch die in heftiger Liebe zu ihm entbrannte Quellnymphe Echo. Diese konnt ihm noch nicht einmal ihre Liebe mitteilen, da sie ja stets nur vernommene Worte wiederholen konnte. Narkissos verspottete sie daraufhin und machte sich über sie lustig, weil sie so sehr nach ihm schmachtete, dass sie abmagerte und völlig dahinschwand bis nur noch ihre Stimme übrigblieb und sie nur noch als Schall weiterlebte.
Die Götter waren über das Verhalten des Jünglings so erbost, dass sie ihn bestrafen wollten und ihn zu übergroßer Selbstliebe verurteilten.
Als Narkissos nun wieder einmal durch Feld und Wald streifte, kam er an eine klare, ruhige Quelle und sah dort sein Spiegelbild...... und verliebte sich in dieses Spiegelbild.
Von da an verzehrte sich der Jüngling vor Selbstliebe und es erging ihm wie der Quellnymphe Echo, er wurde schwächer und schwächer bis er starb.
Dieses Ergebnis hatten die Götter nun nicht erwartet und sie trauerten um Narkissos und wollten ihm ein würdiges Begräbnis geben.
Der Jüngling wurde auf eine Bahre gelegt und ein Scheiterhaufen errichtet, als man nun die Bahre hinaufheben wollte, war der Leichnam verschwunden und neben der Bahre fanden die Götter eine Blume mit safrangelber Mitte und schneeweißen Blütenblättern – die Narzisse.
Im alten Griechenland galten die Narzissen von da an als Totenblume, in Ägypten wurden diese Blumen ebenfalls für Trauergebinde genommen.
Homer nennt die Narzissen in seinem Hymnus an Demeter
„einen feierlichen Anblick für die unsterblichen wie für die sterblichen Menschen“
Einen Kranz aus weißen Narzissen trug auch Persephone im Haar, als sie von Hades geraubt wurde. Auf dem Weg in die Unterwelt verloren die Narzissen ihre jungfräuliche weiße Farbe und wurden gelb.
Die meisten Menschen werden aber dem Dichter William Wordsworth zustimmen, der schon vor 200 Jahren schrieb:
..and then my heart with pleasure fills
and dances with the daffodills.
und nun noch etwas Botanik?..........
Botanik der Narzissen