|
|
Der Apfel, die Quitte, die Gattung Malus
Kommt, von allerreifsten Früchten
mit Geschmack und Lust zu speisen!
Über Rosen soll man dichten,
In die Äpfel muss man beißen.
Goethe, Faust II
Der Name Melea bezeichnete bei den alten Griechen alle apfelförmigen Früchte außer dem Granatapfel.
Sowohl die Aprikose wie auch der Pfirsich und die Zitrone wurden im späten Altertum als Äpfel bezeichnet.
Die Kultur aller Apfelarten stand im Schutz von Demeter und Dionysos, aber auch Zeus, Apollo und Aphrodite werden zu den Äpfeln Verbindung gesetzt.
Wahrscheinlich handelte es sich bei den, im Zusammenhang mit den Göttern, genannten Äpfeln um die Apfelquitte, die schon in der Antike in Griechenland angebaut wurde.
In einem Gesetz war angeordnet, dass eine Braut, bevor sie das Brautgemach betrat einen "kydonischen Apfel" zu essen habe, um sich damit den Schutz der Göttin der Liebe, Aphrodite, zu erbitten.
Die Hesperidenäpfel, das Geschenk Gaias zur Hochzeit von Hera und Zeus, die goldenen Äpfel, sind wahrscheinlich auch Apfelquitten gewesen.
Die oft als Hesperidenäpfel bezeichneten Zitronen wurden in Griechenland erst nach Alexander dem Großen bekannt, auch die Orangen dürften zu dieser Zeit auf dem Peloponnes noch nicht angebaut worden sein.
Herakles, Sohn der Alkmene und Zeus, dem der Vater den Thron von Mykene zugedacht hatte, was aber Hera verhinderte, tötete seine drei Söhne. Daraufhin ging er freiwillig in Verbannung und befragte das Orakel von Delphi, dies verwies ihn an Eurystheus, den König von Mykene, einem Enkel des Zeus.
Zwölf Abenteuer hatte Herakles dort zu bestehen:
Eurystheus verlangte das Fell des unverwundbaren Nemesischen Löwen, die Tötung der Hydra von Lenai, die kerynitische Hirschkuh und den Erymanthischen Eber sollte Herakles jagen. Die Ställe des Augeias ausmisten, die Stymphalischen Vögel vernichten, den Gürtel der Amazonenkönigin Hippolyte und die Rinder des Riesen Geryoneus holen.
Beim Kampf mit der Hydra half Jolaos seinem Freund Herakles, bei Augeias verlangte er Lohn und deshalb ließ Eurystheus diese Taten nicht gelten und verlangte noch die Äpfel der Hesperiden und den Höllenhund Cerebus.
Die Bäume mit den goldenen Äpfeln der Hesperiden standen in einem Garten am "westlichen Ende der Welt" und wurden von Nymphen, den sogenannten Hesperiden, Abendmädchen oder Töchtern der Nacht zusammen mit dem Drachen Ladon bewacht.
Herakles tötete den Drachen und stahl die Äpfel, nach einer anderen Fassung dieser Sage ließ er sie durch den Titanen Atlas stehlen, und übergab die Erystheus, der sie aber nicht behalten durfte.
Die Göttin Athene brachte die Äpfel in den Garten der Hesperiden zurück.
Eventuell ist die germanische Sage über die "Äpfel der Unsterblichkeit" eine Bearbeitung dieser Sage durch die Wikinger. Die Geschichte der Äpfel der Unsterblichkeit wurde um das Jahr 1000 im isländischen Raum zum ersten Mal erzählt.
Die Göttin Iduna bewahrte in ihrer Truhe unvergängliche goldene Äpfel auf, in welche die Asen regelmäßig beißen mussten um nicht zu altern. Als nun der Riese Thajzi Iduna mitsamt ihrer Truhe nach Thrymheim verschleppte, war die Jugendlichkeit der Asen plötzlich im Schwinden, sie alterten.
Die Asen überredeten Loki dazu, sich in einen Falken zu verwandeln, nach Thymheim zu fliegen, Iduna und ihre Truhe in Nüsse zu verwandeln und zurück in die Asenburg zu bringen. Damit war der Alterungsprozess der Götter gestoppt.
Richard Wagner knüpft mit der Oper "Rheingold" an diese Sage an.
Zu den am meisten dargestellten Sagen vom Altertum bis zum Barock gehört die Geschichte um die Äpfel des Paris.
Die Götter des Olymps glichen in ihrem Wesen, mit allen Schwächen und Stärken, sehr dem sterblichen Menschen, was auch zu menschlichen Konflikten führte.
Zur Hochzeit des Halbgottes Peleus mit der Meeresgöttin Thetis waren alle Götter geladen, außer der Göttin der Zwietracht.
Eris erschien aber auch uneingeladen und als sie nicht eingelassen wurde warf sie einen goldenen Apfel mit der Aufschrift "Für die Schönste" zwischen die Gäste.
Sofort begannen Aphrodite, Hera und Athene um den "Zankapfel" zu streiten. Zeus befahl Hermes die Streitenden zu Paris zu führen, damit dieser ein Urteil spreche.
Hera versuchte Paris durch das Versprechen von Macht für sich zu gewinnen, Athene versprach ihm Kriegsruhm und Aphrodite versprach ihm Helena, die mit Menelaos verheiratet war.
Herakles entschied sich für die Liebe und sprach den Apfel Aphrodite zu. Mit ihrer Hilfe raubte Paris Helena und löste damit den Trojanischen Krieg aus.
Was führte nun zur Vertreibung aus dem Paradies?
Der Baum der Erkenntnis oder Baum der Versuchung wird im Alten Testament nicht näher beschrieben.
Oft wird er als Granatapfelbaum oder Feigenbaum bezeichnet, in einer Legende des Islams wird der Baum der Erkenntnis als "goldsilberner" Weizenbaum bezeichnet, der 35 straußeneiergroße Weizenkörner trug. Nach dem Sündenfall durften Adam und Eva die restlichen Körner mit aus dem Paradies nehmen.
Bei jeder Ernte waren die Körner wegen der Erbsünde kleiner, bis sie auf das heutige Format geschrumpft waren.
Der Baum der Erkenntnis wird im christlichen Kulturkreis meist als Apfelbaum bezeichnet, dies könnte darauf zurückzuführen sein, das sowohl die griechische Bezeichnung Melea wie auch die lateinische Benennung Malus alle apfelähnlichen Früchte meint.
Die uralte Bedeutung des Apfels als Lust- und Fruchtbarkeitssymbol dürfte dabei auch eine Rolle gespielt haben.
Die winzigen Früchte des Wildapfelbaumes, Malus sylvestris ssp. mitis var. paradisiaca werden umgangssprachlich immer noch als Paradiesäpfel bezeichnet.
Die Insel Avalon im äußersten Westen hinter dem Sonnenuntergang, war das Paradies der Kelten.
Morgaine war die Hüterin der Insel und sie reichte den keltischen Königen den magischen Apfel in der Todesstunde, der die Sterbenden in das Land der Jugend führte.
Das Gedicht "Avellenau" erzählt wie Merlin Artus zu der geheimen Insel der Apfelbäume führt, damit der König dort Linderung für seine Schmerzen finde.
Die Früchte waren für nicht Eingeweihte streng verboten, denn der Apfel enthält ein pythgoräisches Pentagramm: Schneidet man einen Apfel waagerecht durch, wird das Mysterium durch die Anordnung und Form der Kerne für den Eingeweihten sichtbar.
Heute gibt es ca. 25000 Apfelsorten auf der Welt, der Apfel hat als einheimischer Vitaminspender Bedeutung. Er enthält die Vitamine A, B und C, der Vitamingehalt schwankt nach Sorte und Jahreszeit. Neben den Vitaminen bietet der Apfel wertvolle Fruchtsäuren und wichtige Spurenelemente wie Eisen, Kupfer, Mangan und Mineralstoffe wie Kalzium, Kalium und Natrium.
Das englische Sprichwort "An apple a day, keeps the doctor away, kommt also nicht von ungefähr, Apfelschalentee gilt als gutes Hausmittel bei Rheuma, Gicht, Blasen- und Nierenleiden, ein Apfel vor dem Schlafengehen gegessen, soll zu einer gute Nachtruhe verhelfen.
Wie schon ein Spruch aus der Schule von Salerno beschreibt, solle der Apfel auch anregend auf die Darmtätigkeit wirken.
Post pirum da putum,
Post pomum vade cacatum
Die Birne regt die Blasentätigkeit an, der Apfel fördert den Stuhlgang.
Die mittelalterliche Bezeichnung für den Apfelbaum Affaltra findet man heute noch in vielen Ortsnamen wieder, z.B. Affaltrach, Affalterbach, Afholderbach. Die in unseren Breiten angebauten Apfelsorten können weder aus Samen gezogen werden, noch durch Stecklinge vermehrt werden. Vielmehr sind alle Apfelsorten veredelt auf eine Unterlage, die es für jeden Boden passend gibt, auch die Größe des Baumes lässt sich durch die Unterlage beeinflussen.
Die verschiedenen Typen wurden vom Obstbauinstitut in East Malling geordnet und gekennzeichnet.
EM IX: schwachwachsende Unterlage für Spindelbüsche und Spalierobst auf bestem Boden.
EM II: Mittelstark wachsender Typ, für Böden mit ausgeglichener Feuchtigkeit.
EM I: kräftiges Wachstum bei geringen Bodenansprüchen, für schwachwachsende Sorten.
EM XI: stark wachsender, standfester Typ, für leichte oder schwere Böden und größere Anlagen
EM IV: für Büsche und Spalierformen, geeignet für den kleineren Hausgarten
MM: Unterlagen, die in Zusammenarbeit mit dem Institut in Merton entstanden sind, sie sind besonders widerstandsfähig gegen Blutläuse und frei von den Viruskrankheiten Gummiholzvirose und Apfelmosaik.
Apfelbäume brauchen ein gemäßigtes Klima, große Hitze verträgt der Apfel schlecht, für einen ausgeglichenen Säure-Zucker-Haushalt sind ausreichend Niederschläge und hohe Luftfeuchtigkeit erforderlich.
|
© Christiane Frost 3.3.2015
|
im Garten
| |