Das Leberblümchen
Beim täglichen Gartenspaziergang habe ich heute Nachmittag die ersten drei Blüten vom Leberblümchen (Hepatica nobilis) unter einem Cotoneasterstrauch entdeckt. Eigentlich hätte ich sie gleich essen müssen, denn der Aberglaube behauptet, wenn man die ersten drei Blüten der H. nobilis isst, wird man das ganze Jahr nicht krank.
Unverdrossen ob der feuchtnebeligen Witterung steckten sie ihre Blütenköpfchen aus dem Laub. Die weißen Staubblätter leuchteten aus den schalenförmigen, flachen, blauen Blüten, feine Härchen bedecken Stiele und Kelchblätter.
Von den lederartigen Laubblättern war noch nichts zu sehen, sie verstecken sich noch.
Das Leberblümchen gehört zu den Geophyten, den Erdpflanzen, die in einer sehr kurzen Zeitspanne Blüten ausbilden. Die Kraftreserven dafür sind in unterirdischen Speicherorganen angesammelt, diese Energie wird innerhalb weniger Tage aufgebraucht für den Aufbau der Blüte. Als lichtliebende Pflanze hat Hepatica gar keine andere Möglichkeit als sehr früh – dieses Jahr allerdings 14 Tage früher als gewöhnlich – zu blühen und zu fruchten. Als Wald- bzw. Waldrandpflanze muss sie diese Aufgabe der Natur erledigt haben, bevor die Bäume Blätter bekommen.
Hepatica gehört zu den Hahnenfußgewächsen (Ranunculacea), das Leberblümchen wurde früher zu den Anemonen gerechnet, daraus resultiert auch immer noch die mythologische Verbindung zu Adonis, dem hübschen zypriotischen Königssohn der griechischen Sagenwelt. Die Sage erzählt, dass aus dem Blut Adonis, der von einem wilden Eber getötet wurde, das Leberblümchen entsprang, die gleiche Sage gilt aber auch für das Buschwindröschen.
Wegen der leberartigen Form der Laubblätter, wurde das Leberblümchen in der mittelalterlichen Signaturenlehre zur Leberheilpflanze erklärt. Lange galt diese Blume als klassischer Beweis für diese Lehre. Die Signaturenlehre behauptet; nach der äußeren Form einer Pflanze bestimmen zu können, für was sie heilkräftig war, also ein Kennzeichen, eine Signatur, zeigt die geheime Verwandtschaft an.
Erst Paracelsus erklärte die Signaturenlehre dahingehend, dass das Wesen einer Pflanze, ihr Wuchs, ihre Form, ihre Farbe und ihr Duft ausschlaggebend für die Medizin sind. Wissenschaftlich bewiesen ist von diesen Heilkräften bis heute sehr wenig, aber die "Erfahrungsmedizin" hat doch Erfolge vorzuweisen.
Hepatica ist giftig und kann bei Überdosierung in der Homöopathie zu Erbrechen, Durchfall, Schwindel, Erregung, Krämpfen, Lähmungserscheinungen und auch zur Atemlähmung führen.
Im Mittelalter rieben die Bauern die Milchgefäße mit den Blättern von Leberblümchen aus, dann sollten die Kühe besonders viel Milch geben.
Krankenzimmer wurden mit getrockneten Blättern und Blüten ausgeräuchert, damit sich die Krankheitskeime nicht verbreiten sollten.
Hepatica nobilis, das heimische Leberblümchen, kam ungefähr um 1780 in die Gärten. Es bevorzugt einen frischen, gut durchlässigen Boden mit hohem Nährstoffgehalt, der gern Kalk und Lehm enthalten darf. Als Standort bevorzugt das Leberblümchen einen ungestörten Platz unter hohen Bäumen oder am Gebüschrand, der Boden darf auch im Sommer niemals ganz austrocknen, die Wurzeln der Pflanzen reichen maximal bis in eine Tiefe von 15 cm.
Hepatica sollte immer in Tuffs mit 8 bis 10 Pflanzen gesetzt werden um eine optimale Wirkung zu erzielen.
Hepatica transsylvanica, das ungarische Leberblümchen ist noch anspruchsloser.
Unterschieden werden kann nach den Laubblättern und auch nach den Blütenblättern.
Hepatica nobilis = dreilappige rundliche Laubblätter mit glatten Rändern, auch die Blütenblätter haben glatte Ränder.
Hepatica transsylvanica = ebenfalls dreilappige Laubblätter, die aber vorn noch dreimal eingebuchtet sind, auch die Blütenblätter haben vorn noch einen Einschnitt.
Von beiden Arten gibt es unterschiedliche Farbzüchtungen.
Die Japaner sind offenbar Hepatica-Freaks. Es gibt von dort inzwischen eine unüberschaubare Zahl an Züchtungen, die zum Teil traumhaft schön sind. Allein: Die Pflänzchen sind zum Teil unerschwinglich (einige übersteigen sogar die Tausenderschwelle). Ob diese Züchtungen allerdings den Charme der Arten erreichen, ist rein eine Frage des Geschmacks.
Der Samen von Hepatica wird von Ameisen verbreitet (wie im Übrigen auch der von Alpenveilchen). Der Hinweis ist insofern angebracht, weil es immer noch Gartenbesitzer gibt, die Ameisen aus ihren Gärten vertreiben möchten (gleichwohl muss man sie nicht überall dulden).
Naturstandorte in Deutschland sind u.a. weiträumige Gebiete in Thüringen, rund um Erfurt. Hepatica ist dort recht häufig, aber im Altlaub nicht leicht zu entdecken.
Absolute Rarität ist Hepatica maxima, dieses größte aller Leberblümchen ist an der Südspitze Koreas zuhause, dort wächst es an absonnigen Hängen. Ob die Winterhärte in unseren Breiten gegeben ist, ist noch nicht erprobt. Die Blatt- und Blütenmerkmale sind sehr variabel, die Laubblätter erscheinen zusammen mit den Blüten, während die Blätter des Vorjahres erst im Sommer langsam vergilben. Die Blüten sind relativ unscheinbar und stehen zwischen den Laubblättern. Man wird die weitere Erprobung im Versuchsgarten der Universität Halle abwarten müssen, um zu erfahren, ob es sich um eine gartenwürdige Form handelt.
Standartsortiment in Staudengärtnereien:
H. nobilis mit blauen Blüten, wobei das Blau stark variieren kann.
H.nobilis "Alba" – weiß
H.nobilis "Alba Plena" – weiß
H.nobilis "Plena" – weiß – gefüllt
H.nobilis "Rosea" – rosa
H.nobilis "Rubra" - rosarot
H.nobilis "Rubra Plena" – leuchtendrosa – gefüllt
H. transsylvanica - blau
H.transsylvanica "Buis" – blau
H.transsylvanica "Eisvogel" – weiß
Hepatica x media "Peder Majland" eine Züchtung aus Dänemark –
hellblauviolett, wird etwas höher ca. 20 cm
Für Liebhaber hier die Bezugsquelle für außergewöhnliche Sorten:
Peters
| © Christiane Frost 3.3.2015
|
im Garten
|