|
|
Fagus sylvatica, die Buche
Marcus Annaeus Lucanus (39-65 n.Chr.) beschreibt die Buchenwälder Germaniens als grauenhafte Orte, die von den Menschen besser gemieden würden.
Diesen Eindruck habe die Buchenwälder mit ihren glatten, schlanken, silbergrauen und weit hinauf astlosen Stämmen auch bei unseren Vorfahren hinterlassen, "Heilige Hallen" nennt sie der Volksmund und das gedämpfte Licht der Buchenwälder gilt als Vorbild für die mittelalterlichen Kathedralen.
Auch Nahrung für Mensch und Tier liefert die Buche.
In der ersten Naturgeschichte in deutscher Sprache, mit dem Titel: "Das Buch der Natur", schreibt Konrad von Megenberg, Domherr in Regensburg (1309 - 14.4.1374): "Des Baumes Blätter sind gar lind und haben einen süßen Saft, und darum, wenn sie noch jung sind, so machen arme Leute Mus daraus und sieden es wie ein Kraut."
Die frisch ausgetriebenen Buchenblätter auf Butterbrot sind eine Delikatesse und beileibe keine Modeerscheinung, wie die alte Bezeichnung Esslaub zeigt.
Das Holz der Buche ist als Brennholz immer sehr gefragt gewesen, 7cbm Buchenholz haben den gleichen Heizwert wie 8cbm Eichenholz.
Früher konnten sich nur sehr wohlhabende Leute ein Feuer aus Buchenscheiten leisten, daher stammt die Redensart: "Sie brennen Buchenes".
Aus der Asche des Buchenholzes wurde Waschlauge bereitet. Buchenholz und somit auch die Asche enthält viel Pottasche.
Zur Herstellung dieser Waschlauge übergoss man die Asche mit lauwarmen Wasser und rührte dann kräftig um, nach einigen Stunden wurde die Mischung durch ein feines Tuch gesiebt, aufgekocht und erneut über die Asche gegossen, bis diese vollständig ausgelaugt war. Diesen Vorgang nennt man "bäuchen".
Das Herstellen der Waschlauge dauerte 24 Stunden, der Spruch "Wenn ein Mädchen heiratet, dann soll es können: bäuchen, kochen, backen und ein Mannshemd machen an einem Tag", führt uns eine Unmöglichkeit vor Augen, stellt aber auch gleichzeitig das Anspruchsdenken der Männer vortrefflich da!
Die ausgelaugte Asche wurde dann in der Sonne getrocknet und als Dünger verwendet.
Der berühmte "Wiener Stuhl" des Tischlermeisters Michael Thonet (1796 - 1871) war aus Buchholz. Ihm gelang es Buchenholz mittels Wasserdampf und Hitzeeinwirkung in gefällige Formen zu biegen.
Die Bucheckern wurden zu Schweinemast eingesetzt, aber auch der Mensch tat sich an ihnen gütlich. Allerdings enthalten Bucheckern Blausäure- Glykoside und es dürfen nicht mehr als eine Handvoll roh am Tag gegessen werden, deshalb wurden sie in Notzeiten mit kochendem Wasser abgebrüht.
Ein mildes und haltbares Speiseöl liefern die Früchte der Buche ebenfalls.
Die Buche (Fagus sylvatica) erreicht eine Höhe von maximal 30 m und ein Alter von 140-160 Jahren. Sie bevorzugt frische bis feuchte, nahrhafte, anlehmige Böden, nimmt aber auch mit einem schlechteren Standort vorlieb.
|
© Christiane Frost 3.3.2015
|
im Garten
| |