Nur wenig war in Deutschland von den
Gartenanlagen der Römer noch erhalten, als Mönche des Benediktiner- und Zisterzienserordens über die Alpen kamen und das heutige Deutschland christianisierten.
Die
Mönche sorgten nicht nur für die geistigen Belange der Bevölkerung, sondern fingen auch, an Gärten anzulegen. Ihr Wissen darüber bezogen sie zum großen Teil aus antiken Schriften, aber auch bäuerliche Kenntnisse waren bei den meisten Mönchen vorhanden.
Außerdem mussten sie ja auch ihren Lebensunterhalt durch Selbstversorgung bestreiten. So gehörte zu jedem Kloster ein großer
Nutz- und Kräutergarten. Ableger und Samen kamen oftmals aus den Mutterklöstern in Italien.
Die Pflanzen wurden an das rauere Klima gewöhnt und durch eine strenge Auslese verbessert.
Im frühen Mittelalter kamen die Klöster unter dem Schutz des Königs zu umfangreichem Landbesitz, sie wussten diesen sehr gut zu verwalten. Die sogenannten Meierhöfe der Klöster waren regelrechte Musterbetriebe. Auch Weizen wurde angebaut, nicht nur zur Getreideversorgung, sondern auch weil die Mönche schon wussten, dass
Weizenkeimextrakt gut für die Linderung von Hautproblemen ist.
Vor allem die Kräutergärten der Klöster hatten in der medizinischen Versorgung der Bevölkerung einen hohen Stellenwert, und nach einer erfolgreichen Behandlung bekam der Rekonvaleszent oft einen Ableger mit nach Hause. Viele Gewächse haben so aus den Klostergärten ihren Weg in die bäuerlichen Gärten gefunden.
Eine Vorstellung von dem Aufbau und der Anlage eines Klostergartens erhalten wir durch ein Dokument aus dem Jahre 816, dem St. Gallener Klosterplan, allerdings ist er wohl nie ausgeführt worden. Dort sind auch die Pflanzen aus der
"Capitulare de Villis" nicht so willkürlich aneinander gereiht wie in der Anordnung, sondern schon gegliedert nach Heilpflanzen, Gemüse und Obst.
Unser heutiges Wissen über die Pflanzen der mittelalterlichen Gärten verdanken wir der Äbtissin
Hildegard von Bingen, die ihre Erfahrungen und ihr Wissen in einem siebenbändigen Werk festhielt. Das erste Buch, die "Physika", beschäftigt sich mit den damals verwendeten Kräutern. Sie beschrieb über 200 Kräuter und da sie eine sehr praktisch denkende Frau war, galt ihr Interesse auch den Nutzpflanzen. Die medizinische Verwendung jedoch stand im Vordergrund, hier lesen wir auch erstmals von Blumen als Zierpflanzen und nicht nur als Heilpflanzen, genannt werden Ringelblume, Pfingstrose, Rose, Lilie, Schwertlilie und Veilchen.
Auch die mittelalterlichen Burgen hatten ihre Nutzgärten zur Selbstversorgung, der Gemüse- und Heilkräutergarten war stets recht klein, da er innerhalb der Burgmauern untergebracht werden musste, außerhalb des Burggrabens gab es dann den Obstgarten.
Innerhalb der Burgen entstanden dann aber auch die sogenannten
"Lustgärten" die ebenfalls von einer Burgmauer umgeben waren. Aus Darstellungen jener Zeit können wir entnehmen wie ein solcher Garten aussah. Ein dichter wegeloser Rasenteppich, durchwachsen mit vielen Blumen, bildete das Kernstück, an den Seiten Rasenbänke zum Verweilen, schattenspendende Obstbäume, auch Hochbeete mit Duftkräutern umrandeten diesen Garten.
Die Kreuzfahrer entdeckten auf ihren Feldzügen die Pracht der Kalifengärten und manch eine Pflanze von dort nahmen die Ritter mit in ihre Heimat, und von den Burggärten aus fanden sie dann den Weg in die Bauerngärten.
Auch in den Städten ging es noch recht ländlich zu. Die überwiegende Mehrheit des gerade erst entstehenden Bürgertums entstammte der bäuerlichen Bevölkerung. Auf einer Ansicht aus dem Jahre 1798 grasen noch Kühe neben dem Kölner Dom, viele Städte verboten die Tierhaltung innerhalb der Stadtmauern. Jedes freie Fleckchen dafür wurde dort für den
Gemüseanbau genutzt, auch betrieben die Städter Obst- und Weinanbau vor den Toren der Stadt. Nicht nur die arme Bevölkerung zog sich ihr Gemüse selber, auch bei den wohlhabenden Bürgern war es schick, sich mit Gemüse aus dem eigenen Garten zu versorgen. Bald waren aber die Städte so dicht besiedelt, dass innerhalb der Stadtmauern kein Platz mehr für Gärten war und wer etwas auf sich hielt und die nötigen Mittel hatte, kaufte sich ein Grundstück vor der Stadt um Gemüse und Obst anzubauen. Aber nicht nur Nutzgärten entstanden dort, sondern auch Anlagen, die allein zur Erholung und zur Zierde angelegt wurden.
Einen Aufschwung nahm die Pflanzenkunde und die
Gartengestaltung mit der Wiedergeburt der Antike, der Renaissance. Forscherdrang erfüllte die Menschen und mit der Erfindung der Buchdruckerkunst entstanden, bald nach dem Druck der Bibel, die ersten Kräuterbücher. Bis dahin waren Kräuterbücher nur in den Bibliotheken der Klöster vorhanden, wo sie in Handarbeit kopiert wurden. 1482 ging das erste Kräuterbuch in Druck, das schon um 1350 geschriebene <Buch der Natur> von Konrad Mengenberg war wahrscheinlich das erste Buch mit Holzschnitten von Pflanzen. Weitere Kräuterbücher erschienen von Leonhard Fuchs und Hieronymus Bock. Leonhard Fuchs, Leibarzt des Markgrafen von Ansbach und Professor in Tübingen, beschreibt in seinem Buch "New Kreuzerbuch" (1543) schon 500 Pflanzen. Hieronymus Bock bringt es sogar schon auf 800 Pflanzen, bedeutsam ist, dass Bock als Erster nur Pflanzen beschrieb, die er selbst gesehen hatte.
Ob die sogenannten einfachen Leute schon diese Bücher gelesen haben, lässt sich nicht nachweisen, fest steht aber, dass die "Hausmittel" in die Kräuterbücher aufgenommen wurden. Theophrastus von Hochenheim, bekannt als Paracelsus, bekennt sich in seinen Schriften sogar ausdrücklich dazu.
Bei der
Gartengestaltung stand nicht mehr nur der Nutzen im Vordergrund, jetzt wurden auch Blumen und Pflanzen um ihrer Schönheit willen gepflanzt und gehegt. Diese neue Gartenbewegung kam aus Italien, der Geburtsstätte der Renaissance. Eine wahre Sammelwut trat unter den Gartenliebhabern auf, immer seltener, kostbarer sollten die Pflanzen im eigenen Garten sein, jeder versuchte seinen Nachbarn zu übertrumpfen. Besonders hervorgetan haben sich dabei die Fuggers in Augsburg, die Bürger Augsburgs beschwerten sich, dass die Fuggergärten ihnen zu viel vom Gemüseland wegnahmen. In diese Zeit fällt auch der Tulpenrausch in Holland, bei dem sich auch Rembrandt finanziell ruiniert hat.
Trotz dieses Trends zum Ziergarten und immer mehr neu entdeckten bzw. neu wiederentdeckten Blumen, blieb der Gemüsegarten Hauptbestandteil eines jeden Gartens. Auch auf dem Land fingen nun die Bauern an ihren Gemüsegarten mit Blumen zu verschönern. Mit der Zeit wanderte eine beträchtliche Anzahl von Pflanzen aus den reinen Ziergärten in die bäuerlichen Gärten auf dem Land. Dort fand noch einmal eine Auslese statt, was nicht robust war, zu viel Aufmerksamkeit brauchte, konnte man dort nicht gebrauchen. Eine strenge Teilung des Gartens in Gemüse- und Ziergarten setzte sich auf dem Land nicht durch, dort pflanzte man Gemüse und Zierpflanzen durcheinander und so verwandelte sich der reine Nutzgarten in einen sogenannten "Bauerngarten".
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts traf eine neue Gartenmode aus Frankreich in Deutschland ein. Nach dem Vorbild der Versailler Gärten stutzte man den natürlichen Wuchs von Bäumen und Sträuchern in eine dem Zeitgeist entsprechende Form. Im Laufe der Jahre und mit wachsendem Wohlstand der Bauern, wurde diese Mode aus den Adels- und Kaufmannsgärten auch in den bäuerlichen Garten übernommen. Mit Buchs umfasste Gemüsebeete und ein buchsgesäumtes Rondell im Wegekreuz und der Gemüsegarten sah gleich viel edler aus.